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Mi-Sa ab 17.30 Uhr, So von 12-14 Uhr u. ab 17.30 Uhr, Mo u. Di Ruhetag |
Hauptgerichte: 35-45 €, Menüs: 89-138 € |
Keine Frage: Die Entwicklung des unscheinbar im beschaulichen Essener Stadtteil Horst gelegenen und einstmals als zünftige Eckkneipe gestarteten Lokals ist eine der bemerkenswertesten der letzten Jahre – auch weit über die Region hinaus. Unter der Leitung von Gastgeber und Küchenchef Knut Hannappel hat sich das Lokal über drei Jahrzehnte hinweg zu einem veritablen Gourmetrestaurant entwickelt, das sich in jüngster Zeit langsam und kontinuierlich immer weiter steigern konnte. Einen besonderen Schub gab es mit dem vorausschauenden Engagement des jungen Tobias Weyers als Küchenchef, der das Kulinarium des Restaurant Hannappel mit dem Patron gemeinsam am Herd in eine noch zeitgemäßere und vor allem individuellere Richtung öffnen konnte.
Damit aber bei weitem nicht genug. Die neuesten Neuigkeiten aus dem Hause Hannappel zeigen, wie weit entfernt das gesamte Team hier von Stillstand ist: Neben einem moderner und stilvoller neugestalten Gastraum wurde mit René Sampaio ein ebenso hochmotiviertet wie begabter Sommelier und Gastgeber mit an Bord geholt, der zudem – gemeinsam mit Tobias Weyers – auch wirtschaftlich in den Betrieb einsteigt und damit längerfristig in die Zukunft plant. Ein ganz unmittelbarer Effekt dieser Entwicklungen ist eine ansteckende Begeisterung und der positive Spirit, die eine sehr beschwingte Atmosphäre schaffen.
Und dass davon auch die Küche nicht ausgenommen ist, zeigten zuletzt bereits die ersten sehr fein und elegant gestalteten Kleinigkeiten zum Ankommen, darunter mit leichter Schärfe und kühlem Frischkäseschmelz unterlegter Fenchel mit Kapuzinerkresse, eine dunkelwürzige Tartelette mit Vadouvan-Creme, deren üppig exotisches Aroma von Bittersalate obenauf ergänzt wurde, sowie ein Taco mit rohem Fenchel und eingelegtem Ingwer in fantastisch leichter, freigestellter Klarheit.
Eine beinahe japanisch puristische Feinheit zeichnete dann auch den ersten Gang aus, in dessen Zentrum als Kreis ausgelegte Scheiben von mit Kombualge gebeizter Gelbschwanzmakrele standen. Diese begeisterten mit schmelzender Fleischigkeit, klarem Geschmack und einer subtilen Umami-Grundierung, auf der dann die feinsinnigen Toppings aus fermentiertem Rhabarber mit abgemilderter, weniger spitzer Säure und subtil erdiger Bete in dünnen ausgestochenen Blättern sowie als Molkesud und Pulver ein sehr zart gezeichnetes und dennoch dynamisches Aromenspiel anklingen ließen.
Ein überraschendes Produkthighlight folgte mit den drei Stücken glasig gegrillter und mit Apfel-Whiskey-Lack subtil glasierter Garnele, die in ihrer knackigen Fleischigkeit und der feinen Aromatisierung sicher zu den besten Garnelen des Jahres zählte! Für ferngestrickte Spannung sorgten in diesem Fall grünes Apfelgel, würzig aufploppende Senfsamen und herbe Kräuter neben einer leichten Meerrettich-Sahnesauce, deren ätherische Schärfe feinsinnig um Zitronenmelisse erweitert wurde.
Deutlich mehr Power bei gleicher Sensibilität lieferte das Team mit einem akkuraten Millesfeuilles aus Cremes von geschmorter Schalotte und gebratenem Huhn zwischen knusperdünnen Hühnerhautchips und ebenso dünnen und zartfruchtigen Birnenlamellen. Neben der feinen Schmorsüße und den salzig konzentrierten Brathuhnaromen blitzte von irgendwoher auch noch pointiertere Säure auf, vermutlich von eingelegten Zwiebeltrieben – auf jeden Fall aber mit dem Effekt, ein vollkommen neuartiges und höchst eindrückliches Gericht perfekt abzurunden. Mit derartigen Kompositionen, die weitab von bekannten Vorlagen konzipiert und mit enorm viel Fingerspitzengefühl umgesetzt werden, spielt das Team tatsächlich auch bundesweit schon sehr weit vorne mit…
Dass die gleiche Individualität auch ganz ohne Fisch oder Fleisch ganz prima funktioniert, zeigte außen angebrannter und innen homogen weich geschmorter Spitzkohl mit entsprechend kokeligen Bitternoten neben einer noch frisch wirkenden Süße, die das Plateau für einen leichten Kümmelsauerrahm, bitter-scharfe grüne Pfefferkörner und ätherisch Salzzitronenscheiben lieferte. Daneben sorgte eine kräutergrüne Petersilienhollandaise mit leicht „dirty“ und üppig wirkendem Brühenfett für den verbindenden Rahmen.
Den einzigen nicht ganz so überzeugenden Eindruck gab es im Hauptgang mit einem kernigen Stück von der Milchkuh mit kräftigem Eigengeschmack, viel Saft und hohem Fettanteil, das neben einer lose marmorierten leichten Jus, gelierten Pilz-Duxelles und roh gehobelten Champignons präsentiert wurde. Denn obwohl auch das handwerklich und geschmacklich tadellos zubereitet war, fehlte hier der zugespitzte, freche Twist der bisherigen Gänge.
Bereits das Dessert rund um eine konzentrierte (nicht zu sahnemilde) Espuma von weißer Schokolade mit einer gefrorenen Spirale aus Sauerampfereis und knusprigen kleinen Kräuter-Schokokugeln, crunchigen Chips aus Karamell und Sauerteigbrot, sowie den frischgrünen Akzenten von Sauerklee, brachte dagegen wieder eher unkonventionelle Komponenten mit viel Finesse und federnder Leichtigkeit auf den Teller – und bekräftige damit letztlich die weitere Aufwertung.
Locker mithalten können auch die abseits ausgetretener Pfade gewählten Weine, mit denen René Sampaio die unterschiedlichen Gerichte begleitet. Aber auch wer sich lieber eine gute Flasche aussucht, finden ein individuelles, gut strukturiertes Sortiment – und kompetente Beratung. Spannend sind übrigens auch die alkoholfreien Begleitgetränke, die immer sehr leicht und belebend daherkommen und ähnlich individuell wie die Küche sind.
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