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Das Hotel Anne Sophie in Künzelsau wird, wie auch das Schlosshotel Friedrichsruhe und das Alte Amtshaus in Ailringen, von der Unternehmerfamilie Würth geführt. Und diese steht neben einer Affinität zur Kunst auch für gehobene Kulinarik. Im Schlosshotel Friedrichsruhe wird die nach wie vor im Restaurant Le Cerf von Boris Rommel zelebriert, im Alten Amtshaus in Ailringen mittlerweile nicht mehr – dafür ist aber dessen Küchenchef Sebastian Wiese schon im vergangenen hierher nach Künzelsau gewechselt und zeichnet dort gemeinsam mit Tobias Pfeiffer für die Gourmetküche im Restaurant Handicap verantwortlich. Dessen Name ist an das Inklusionskonzept angelehnt, im Team sowohl Mitarbeiter mit als auch ohne Handicap zu beschäftigen.
Das aber nur am Rande, denn im Kern ist das Restaurant in einem weitläufigen eleganten Salon mit großformatiger Deckenbemalung einfach ein entspannter gehobener Genussort, in dem Wohlfühlen vor vornehmer Attitüde und zugängliche Küche vor angestrengter Überkreativität stehen. Die Karte widmet sich dabei besonders den Produkten aus dem Hohenloher Land und inszeniert diese – gleich ob im Menü oder à la carte – mit viel Substanz und guten individuellen Ideen.
Und daran hat sich grundsätzlich auch heuer nichts geändert – auch wenn die Gerichte im Vergleich zum letzten Jahr ein klein wenig gröber, beziehungsweise einfacher und aromatisch „breiter“ wirkten. Der Anspruch ist aber grundsätzlich gleich hoch, das signalisierte auch zum Einstieg bereits der im eigenen, sanft und rund wirkenden Sud servierte Saibling, den sautierter Spinat, eine dezente loorbeerähnliche Note und ein süßlich-frisches Kressesorbet als spannender Temperaturkontrast ergänzten.
Einen charakterstarken Regionalbezug gab es dann mit cremigem Schafsmilch-Blauschimmelkäse als (etwas flockige) Crème brûlée und kleine pure Stücke unter Feldsalat, der zudem auch als nussiges grob gehaltenes Pesto zum Einsatz kam und einen willkommenen Kontrast brachte. Auch zu den verschiedenen Bete-Zubereitungen von cremig bis knackig, die den Teller nicht übermäßig akkurat, aber abwechslungsreich ergänzten. Separat stellte etwas süß-säuerliche Bete mit herbfruchtigem Quittensorbet noch eine charmante kleine Erweiterung dar…
Der folgende „Verkohlte Waller“ entpuppte sich als augenzwinkerndes Wortspiel, weil der robuste Fisch nicht verbrannt oder geröstet, sondern knapp glasig in einem Spitzkohlblatt gegart wurde. So entstand eher ein frischgrüner Eindruck, dem erdige Linsen als Ragout und lockerknusprige Krapfen, vor allem aber ein dunkler, röstwürziger Spitzkohl-Schmorsud als Kontraste gegenüberstanden. So viel zum Thema Individualität – denn derartige Ideen sind ganz klar nicht von der Stange und für Überraschungen gut. Nur bei der geschmacklichen Ausarbeitung gab es noch Luft nach oben, etwa durch deutlicher zugespitzte Aromen und klarere Kante.
Das zeigte sich genauso auch beim an ein Kalbsfrikassee angelehnten Hauptgang, der rosa gebratenes Kalbsfilet in einer kräftigen Jus neben sanft gegartem Bries (zart, aber ohne Röstnoten) präsentierte und dazu verschiedene Kerbelwurzel-Zubereitungen, Champignons und Kapernbeeren kombinierte. Dabei entstand ein schmeichelnder süßlich-cremiger Gesamteindruck, insbesondere die Kerbelwurzelchips wirkten beinahe kandiert, der von einigen ätherischen Zitronenzesten und der Kapernsäure punktuell gebrochen werden konnte, insgesamt allerdings (auf hohem Niveau) eher das Bedürfnis nach Harmonie als nach Spannung befriedigte.
Eine präsente Grundsüße prägte auch das abschließende Kürbiskernparfait mit milchig softem Vanilleeis und Vanillecreme, die von einer knusprigen Kürbiskernhippe getrennt wurden. Hier gelang es, der Süße durch fruchtig eingelegte Kürbiswürfel und Zitruszeste, insbesondere aber dezent salzig konzentrierte Milchcrumble-Steine etwas gegenzusteuern, wobei es aber insgesamt durch die üppig süßen Vanillekomponenten bei einem harmonischen, eher breit angelegten Charakter des Desserts blieb.
Allein für diese Eindrücke hätten wir bei der Bewertung etwas weniger hoch gegriffen, als es der aktuelle Stand wiedergibt. Allerdings waren die handwerkliche Substanz und die Ideen durchaus auf dem gewohnten Niveau, so dass wir optimistisch sind, dass auch die aromatischen Details zukünftig wieder etwas mutiger und weniger von Süße geprägt ausgearbeitet werden – so dass sich der Gesamteindruck wieder auf dem Niveau einpendelt, das wir vom Team um Sebastian Wiese und Tobias Pfeiffer gewohnt sind.
Am Service, der die Atmosphäre angenehm durch eine charmant humorvolle Art auflockert, der guten und gerade im höheren Qualitätsbereich ausgesprochen fair kalkulierten Weinangebot und der insgesamt einladenden Preisgestaltung wird es sicher nicht scheitern…
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