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Fotos: handiɔap.

handiɔap.

im Hotel Anne-Sophie
Hauptstr. 22-28
74653 Künzelsau
07940-93462041

aktualisiert: 01 / 2025
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Mi-Sa ab 18 Uhr, So von 12-14 Uhr, Mo u. Di Ruhetag
Hauptgerichte: 35-43 €,
Menüs: 65-140 €

Seit nunmehr zehn Jahren existiert das Vorzeigeprojekt rund um das Restaurant schon: Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten in diesem besonderen Lokal zusammen und leben vor, wie Integration sinnvoll und zum Nutzen aller funktionierten kann. Unsere Bewertung der Küche war über die Jahre hinweg zwar nicht immer konstant, aber seit der Übernahme des Chefkochpostens durch die Doppelspitze Tobias Pfeiffer und Sebastian Wiese bewegt sich das Handicap nicht nur wieder in ruhigerem Fahrwasser, sondern scheint sich auch allmählich in kleinen Schritten nach oben zu orientieren.

Die Rahmenbedingungen dafür sind zweifellos vorhanden, denn neben dem notwendigen Etat für entsprechende Produkte und der Expertise am Herd punktet das zum Hotel Anne-Sophie gehörende Lokal im Herzen der Altstadt von Künzelsau auch mit seinen geschmackvollen klassisch-gediegenen Räumlichkeiten. Von den zwei offerierten Menüs namens „Einerseits“ und „Andrerseits“ ist die erstgenannte, vegetarische Variante minimal günstiger, doch zum Kennenlernen eignet sich auch das Überraschungsmenü an jedem Donnerstag oder das sonntags angebotene viergängige Lunchmenü zum Vorzugspreis. Allen drei Optionen ist die Verwendung durchaus kostspieliger Produkte gemeinsam.

Zum Auftakt schickte die Küche zuletzt drei recht harmlose Einsteiger: eine mit Schnittlauch und Käse gefüllte Waffel auf Salbeibutter, einen Windbeutel mit Kürbisfarce und Schinkenmousse sowie eine Tartelette mit Quitte, Birne und recht massigem Ziegenkäse. Diesen nicht allzu differenziert umgesetzten Apero-Snacks folgte eine recht unkonventionell begleitete Brotauswahl mit toskanischem Olivenöl, Heumilchbutter, marinierter Steckrübe und Hummus mit Kichererbsen. Sein Potential ließ das Küchenteam dann erstmals beim Amuse-Bouche erahnen, im Rahmen dessen eine sepiagefärbte Teigtasche mit einer Heilbuttfarce gefüllt und von Fenchel und Orangenschaum begleitet wurde – eine deutlich mutigere Kombination, bei der sich der Fenchel allerdings nach unserem Gusto etwas zu dominant in den Vordergrund gedrängt hatte.

In aller Regel bevorzugt das Küchenteam bewährte Geschmacksbilder auf klassischer französischer Basis, wobei meist ein hochwertiges Hauptprodukt im Mittelpunkt steht. So gelangte beispielsweise die exzellente Foie gras als fingerdicke, mit Schwarzwurzelmousse belegte Terrine auf den Teller und wurde dabei salzig interpretiert, wenngleich Kakao-Nibs und recht präsente karamellisierte Walnüsse konträre Akzente setzten. Dank variabler Temperaturen und einer recht individuellen Gestaltung startete das Menü somit gleich mit einem kleinen Höhepunkt. Selbiges hätte sich auch von der Kalbsconsommé samt dem Prachtexemplar eines gegrillten Kaisergranats als Einlage behaupten lassen, wenn da nicht die kantige Mischung von Liebstöckel und Estragon etwas irritiert hätte.

Tadellos zubereitet erschien auch der auf der Haut gebratene Kabeljau, doch dessen recht breiig anmutender und irgendwie zu gefälliger Begleitung in Form von Butterbröseln, Pancetta und gegrilltem Blumenkohl – leider ohne echten Biss – fehlte es an einem knusprigen Texturgeber. Die fast wie Fremdkörper wirkenden Kapern erschlossen sich uns in diesem Kontext auch nicht. Weitaus besser gelang unserer Ansicht nach die Komposition zum mustergültigen Steinbutt, zumal die Begleitung in Form von Pasta, angeschwenktem Spinat und gebratenen Bouchot-Muscheln dem saftigen Fisch die Bühne überließ – recht brav, aber dennoch stimmig und von italienischer Leggierezza.

Den stärksten Eindruck hinterließ jedoch das Hauptgericht, das zunächst von einem überraschend cremigen Mispelsorbet auf Hopfensud eingeläutet wurde. Die beeindruckende aromatische Kraft des folgenden Rehrückens an Rotweinjus mit Rosenkohl in Texturen und frittierter Petersilienwurzel hätte man sich durchaus auch mal an anderer Stelle im Menü gewünscht, denn hier wirkte die Handbremse vollständig gelöst.

Erfreulich zupackend auch das Dessert: das Schokoladen-Tortenstück mit einer Kuvertüre von Beni Wild Harvest und erfreulich säurebetonter Begleitung von Kalamansi, Blutorange und Mandarine wurde animierend mit Kardamom gewürzt und sorgte so für einen recht gehaltvollen, aber souveränen Abschluss. Hätte die Küche auch bei den anderen Gerichten dasselbe Gespür für eine gelungene Entourage an den Tag gelegt wie beim Dessert und beim Hauptgang, so wäre ohne Weiteres eine Aufwertung möglich gewesen.

Dem weitgehend sattelfest agierenden, aber wenig gelöst wirkenden Service kann man eine solide Leistung bescheinigen. Was die Gesamtorganisation angeht, könnte nach unserem Dafürhalten aber noch etwas optimiert und gestrafft werden, denn die Pausen zwischen manchen Gängen waren zuletzt arg lang. Die Weinkarte ist international gut sortiert, attraktiv bestückt und fair bepreist; was die alkoholfreien Begleiter angeht, setzt man mit der Produktpalette der Manufaktur Jörg Geiger auf nur einen einzigen Produzenten.

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