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Fotos: Halbedel's Gasthaus

Halbedel's Gasthaus

Rheinallee 47
53173 Bonn (Bad Godesberg)
0228-354253

aktualisiert: 08 / 2024
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Di-So ab 18 Uhr, Mo Ruhetag
Menüs: 145-165 €

Die schmucke Jugendstilvilla im noblen Bonner Vorort Bad Godesberg ist unter der Ägide von Irmgard und Rainer-Maria Halbedel seit Jahrzehnten ein zuverlässiger Garant für kulinarischen Genuss auf hohem Niveau. Und daran hat sich auch innerhalb der jüngsten Testsaison rein gar nichts geändert. Die altmeisterliche Souveränität des Patrons und die Resistenz seiner Küche gegenüber Moden und Marotten bei gleichsam wachem Blick für sinnvolle kulinarische Entwicklungen wissen auch zahlreiche Stammgäste zu schätzen, was wir innerhalb der vergangenen Monate an zahllosen vergeblichen Reservierungsversuchen mal wieder am eigenen Leib erfahren haben – mit der Konsequenz, dass es uns bis zum Redaktionsschluss der letzten Buchausgabe und der Sommerpause der Halbedels nicht mehr gelungen ist, in dem ständig ausgebuchten Restaurant einen Tisch zu bekommen.

Ebenfalls am eigenen Leib erfahren haben wir dann aber bei unserem jüngsten Besuch zwischenzeitlich auch wieder, dass in den beiden mit Liebe zum Detail eingerichteten Gasträumen und auf den kunstvoll angerichteten Tellern nach wie vor alles beim guten Alten ist. Der Chef empfiehlt persönlich am Tisch sein Menü und offeriert bei Bedarf alternativen, die auch vegetarisch sein können. Gemüse ist hier ohnehin ein großes Thema, denn die Halbedels bewirtschaften in er Eifel seit langem einen großen Garten, in den Genuss dessen Ernte man hier insbesondere während der Sommermonate zuhauf kommt.

Und aus diesem stammten sicher auch die sonnengereiften Tomaten, die naturell mariniert und zu Mousse und Gelee in Gestalt einer imitierten Tomate verarbeitet, zusammen mit intensiv herbem Rucolapesto und Basilikumcreme dem sommerlich leichten und sehr natürlich aromatischen Auftakt ihren Stempel aufdrückten. Optisch ebenso kunstfertig angerichtet und nicht minder sommerlich und frisch kam das sauber von Hand gewürfelte, unter anderem mit Frühlingszwiebel und Koriandergrün markant aromatisierte Tatar vom Bluefin-Thuna daher, welches auf confierter Wassermelone und einem mit Bonitoflakes umamiwürzig hinterlegten Wassermelonensud saftig präsentiert wurde. Verschiedene kleine Elemente von eingelegtem Rettich, Radieschen, Avocado und Gurke sorgten dazwischen für facettenreiche Geschmacksverläufe und unterm Strich für ein ausgewogenes, weil nicht zu süßes Geschmacksbild.

Wie behutsam und versiert der grundsätzlich klassisch französisch aufkochende Chef mit etwas „exotischeren“ Aromen und Produkten umzugehen vermag, konnte man sehr gut auch bei den nächsten beiden Zwischengängen schmecken. Zum einen war da eine mit Quinoa-Pops flockig tapezierte gebratene Jakobsmuschel, die von gerösteten Blumenkohlröschen, einer seidigen Blumenkohlcreme und mit Mandelsplittern und Kapuzinerkresse aufgepepptem Blumenkohl-„Couscous“ begleitet wurde, die wiederum von einem mit Madras-Curry, Vanille und Limette aromatisierten kaltgepressten Traubenkernöl zurückhaltend aber effektvoll akzentuiert waren.

Eine Kokos-Schaumsauce, behutsam mit Ingwer aromatisierte Kohlrabi-„Spaghetti“, sowie ein zarter, warmer Kohlrabi-Flan, begleiteten im Anschluss daran ein hervorragendes, auf der Hautseite knusprig angebratenes Filet von der bretonische Rotbarbe auf etwas Pinienkern-Crunch. Auch dieser Fischgang war ganz typisch für den Küchenstil Rainer-Maria Halbedels: unaufgeregt, dezent, aber auf elegant balancierte Art trotzdem spannungsreich und vor allem in jedem Detail sehr delikat. Genau das, was man bei vielen jungen, technisch und feinmotorisch nicht selten versierteren, aber aromatisch leider oft unüberlegt vorpreschenden Kollegen vermisst.     

Hier geht’s jedenfalls in erster, zweiter und dritter Linie um die sehr guten Produkte und um ausdrucksstarken Wohlgeschmack. Das verdeutlichte auch der Hauptgang um ein beachtliches, schön röstaromatisch-knusprig angebratenes und ansonsten gleichmäßig rosasaftiges Filetstück vom Black Angus Rind, insbesondere aber der heimliche Star daneben: eine herausragende Sauce, die Ihre Tiefe von Ochsenjus, ihre alkoholische Eleganz von reduziertem Portwein, ihre süßlich-würzige Komplexität von dreißig Jahre altem Aceto Balsamico Tradizionale und ihren sündhaften Schmelz von ein wenig eingemixter Foie gras hatte. Da brauchte es dann auch nicht mehr als ein wenig feinwürzigen Spitzkohl aus dem eigenen Garten und süßliche Rotwein-Schmorschalotten, um auf ganzer Linie zu punkten.

Das süße Finale ist für das Team Halbedel ebenfalls deutlich mehr Kür als Pflicht. Und so stahl zuletzt das (gar nicht so kleine) Vordessert dem eigentlichen, ebenfalls sehr guten Nachtisch rund um Wachauer Marillen, Himbeere und Matcha-Tee als Eis, Schokolade und knuspriges teegrünes Kataifistroh fast die Show. Es handelte sich um ein köstliches Löffelschichtwerk von Sorbet, Kompott und Mousse Bühler Zwetschgen auf Nougatcreme, texturell und aromatisch aufgelockert von nussbuttrigen Krokantbröseln. Auch das wieder sehr typisch für die Küche: vermeintlich schlicht und unspektakulär, aber in seiner exakt ausgeführten Art, den bestens herausgearbeiteten Aromen, den optimalen Konsistenzen und perfekten Proportionen ein weit überdurchschnittlicher Genuss. Und dass es zu alldem im ebenfalls über Jahrzehnte gehegten und gepflegten Weinsortiment viele lohnende Optionen gibt, muss eigentlich kaum noch gesondert erwähnt werden.

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