Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
Mi-Sa ab 19 Uhr, So-Di Ruhetag |
Hauptgerichte: 48-170 €, Menüs: 129-289 € |
Für manchen Koch mag Omakase ein Marketing-Gag sein, der es ihm ermöglicht, sein saisonales Menü kurzfristig abzuändern, ohne sich die Mühe machen zu müssen, die Menükarten anzupassen. Bei Christian Sturm-Willms ist es gelebte Wirklichkeit und prägt sein tägliches Tun. Ständig werden Zutaten und Rezepturen verändert, je nachdem, welche Zutaten am jeweiligen Tag in höchster Qualität vorliegen.
Stilgerecht kann der Abend mit einem Sparkling Sake beginnen, aber auch im Champagner-Bereich bietet die Weinkarte, die ansonsten vor allem in Deutschland, aber auch in Frankreich, Italien und Spanien gut bestückt ist, vieles. Die über 40 Sake sowie Sake-Liköre sind im alkoholischen Bereich allerdings der eindeutige USP des Yunico, das überdies auch mit seinem Interieur in Rot, Weiß und Schwarz mit goldenen Akzenten ein sehr eigenständiges Bild abgibt. Auf der obersten Etage des Kameha Grand Hotels gelegen, gehört außerdem eine sehr großzügige Terrasse mit Blick auf Rhein und Siebengebirge zu den Vorzügen des Restaurants, dessen Küche gehobene japanische Kochkunst mit europäischen Einflüssen bietet.
Zu Beginn stellt Sturm-Willms seinen Sushi Meister Mitsuhiro „Mitsu“ Masutan vor, später einen Koch der warmen Küche. Der Teamgedanke wird dadurch deutlich spürbar. Zwei ausgebackene Pulpo-Stücke als erster Küchengruß erweisen sich als außen kross und innen butterweich. Auf einem Ragout aus Kohlrabi, Keniabohnen und Blattspinat gebettet, seitlich von einer Kartoffelmiso-Espuma mit Sesam flankiert, sind sie eine veritable Umami-Bombe zum Start, die sehr neugierig auf alles Weitere macht und damit ihren Zweck bestens erfüllt.
Es folgt ein hauchdünnes Carpaccio vom Kaisergranat, das mit einer Nocke cremig-knackigem Kaviar, Avocadocreme, Rettich, sowie einer Nocke zurückhaltend scharfem japanischem Senf appliziert ist. Salzige Shiro-Dashi mit Zitrussaft und hauchdünnen Schnittlauchröllchen addiert zusätzliche Frische hinzu, ein Spiel von Salz und Säure, mit ein wenig Cremigkeit bettet den feinen Kaisergranat gut ein und überhöht ihn dabei nicht. À part wird zudem eine gedämpfte halbierte Poget-Auster in der Schale gereicht, mit einer Seafood-Sauce auf Basis von Auster, Chili, Knoblauch, Limettensäften, Koriander, Kimchi und Sesam, on top eine crunchy Wasabi-Erbse. Im Zusammenspiel dominieren eine herrliche Chilischärfe und eine gut balancierte Süße, der Hauch Koriander verleiht dem Ganzen eine kräuterfrische Leichtigkeit und bleibt lange am Gaumen. Es wird geraten, die Auster als zweites zu genießen, da sie so viel Power hat – zu Recht!
Der nächste Gang firmiert unter „Sushi“, aber angesichts der Komplexität des Tellers wirkt das wie Understatement. Der in Rote Bete marinierte Label Rouge Lachs ist dabei nur ein Teil des Tellers, zu dem auch Reiscrunch, ein Madai-Kinuta-Maki (Dorade im Rettichmantel) und ein Shisoblatt gehören, das dem Ganzen zusammen mit einem Klecks frisch geriebenem Wasabi einen ätherischen Punch gibt. Auch Eigelb-Misocreme, Kresse und Rettich sind Teil der komplexen Anordnung, die am Tisch final mit Shiso Ponzu angegossen wird. All das farbenfroh in grün, rosa und rot auf einem tiefen Teller angerichtet, schafft ein Spannungsfeld von Gemüse und Fisch in großer Frische. Cremigkeit und Crunch lassen es sehr dreidimensional erscheinen.
Der nächste Gang besteht wieder aus zwei Gerichten, die in eine faszinierende Interaktion eintreten. Der Hauptteller verbindet Frankreich mit Japan: eine in Sesamöl angebratene Foie Gras de Canard auf dunkel geröstetem Bauernbrot (das allerdings von der alles umgebenden Seeigelcreme durchtränkt, und dadurch weich ist) und darunter Pastinakencreme, die allerdings nur dann wirksam wird, wenn man bis zum Tellerboden durchdringt. Auf der Foie Gras findet sich eine Nocke süße Zwiebelmarmelade und knusprige Enoki-Pilze in Tempura-Teig, die Seeigelcreme schlägt die Brücke zum Satellitenteller mit Takoyaki: einem knusprig gebratenen Oktopusbällchen mit Teriyaki-Eicreme, Bonitoflocken und Nori-Algen obenauf. Eine verrückte Kombination, sehr reichhaltig, mit viel Fett. Sturm-Willms Küche ist einerseits sehr zugänglich, weil die starken Aromen auf Anhieb beeindrucken – um sie allerdings in ihrer Detailverliebtheit adäquat zu würdigen, verlangt sie auch Konzentration vom Gast.
Superzartes Spanferkel, das zunächst sous-vide gegart und dann schön angekrosst wurde, ist mittig auf dem Teller des Hauptgangs platziert, dessen Spiegel eine prononciert salzige Shio-Shoyu-Sauce bildet. Auf das Spanferkel wird vom Service am Tisch eine Mischung aus gepuffter Schweinehaut und Tempuracrunch gegeben, von der auch nachgenommen werden kann. Das zweite Element auf dem Teller ist ein Kartoffel-Miso-Baumkuchen mit Wildspargel, weißem Spargel und Süßkartoffelcreme darauf. À part finden sich karamelliger Nussbutterschaum, den Sturm-Willms seit jeher als Begleiter zu Schwein schätzt, sowie auch Miso-Graupen mit saftigen Pfifferlingen und ebenfalls etwas Tempura-Crunch on top. Es fällt auf, dass knusprige Elemente mittlerweile einen großen Stellenwert in der Küche des Yunico einnehmen, wie auch insgesamt noch mehr als in früheren Jahren auf ausgewogenes Spiel mit den Texturen geachtet wird. Das feine Spanferkelfleisch erhält in diesem Fall dadurch enormen Crunch, ohne dass sein Charakter und Geschmack dadurch überdeckt wird.
Brot oder Butter werden im Yunico nicht gereicht. Obwohl einige Gänge nicht vor Fett und Reichhaltigkeit zurückschrecken, soll so sichergestellt werden, dass das Gesamterlebnis seine Leichtigkeit nicht verliert. Eine Nocke Pandan-Eis mit Karamellcrunch und Popping Candy in Cassis Espuma läutete zuletzt verspielt das süße Finale ein. Auch hier bleibt Sturm-Willms der Frische verhaftet, zügelt zudem die Süße.
Auf dem Teller des Hauptdesserts findet sich eine Nocke Himbeer-Buttereis, flankiert von einer statisch gewagten Konstruktion, deren Basis eine etwas uncharmant zähe Ganache von Caramelia-Schokolade ist, auf der wie bei einer Wippe Blätterteig-Knusper mit Vanillecreme, marinierten Erdbeeren und Rhabarber (auch in Gelform sowie als Sphären) balancieren. Ein komplexes Spiel der Texturen, an das vom Service auch noch ein Sud aus Erdbeere, Rhabarber und Kräuteröl gegossen wird. Auf zwei Satelliten sind ein weiteres Element, das die aktuelle Küche des Yunico prägt. Beim Dessert finden sich á part sogar zwei. Zum einen eine Crème brûlée von Himbeeren mit feinknuspriger Karamellschicht, zum anderen im hohen Glas ein säurestarkes Rhabarber Chutney, darauf Hafermilchschaum mit Mandel, zuoberst dann Kresse.
Die charmante Melanie Hetzel und ihr Serviceteam agieren souverän und kenntnisreich bis ins Detail, Sommelier Wouter van Beveren empfiehlt ganz undogmatisch sowohl Klassisches zur Begleitung wie einen Chassagne-Montrachet zum Spanferkel, oder Exotisches wie einen fassgereiften Sake zur Foie Gras.
Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.