Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Täglich ab 12 Uhr, kein Ruhetag |
Hauptgerichte: 22-42 €, Menüs: 44-69 € |
Die Wernigeroder Innenstadt mit ihrem mittelalterlichen Charme, den kleinen Gassen, den schmucken Fachwerkhäusern und dem zentralen Marktplatz mit dem nachvollziehbarer Weise als Fotomotiv höchst beliebten historischen Rathaus ist jederzeit eine Reise wert. Und wer dabei nicht nur Sightseeing betreiben, sondern auch gut essen möchte, kommt eigentlich kaum an dem als nobles Hotel geführten „Gothischen Haus“ vorbei, das direkt am bereits erwähnten Marktplatz liegt und neben komfortablen Übernachtungsoptionen auch eine ambitionierte Küche bietet.
Bis vor einigen Jahren wurde hier auch ein dezidiertes Gourmetrestaurant betrieben. Nach einer Konzeptumstellung gibt es zwar jetzt in den gemütlich eleganten Gaststuben ein mittags und abends verfügbares bodenständigeres Programm, aber auch dieses bewegt sich – nicht zuletzt, weil mit Ronny Kallmeyer nach wie vor der gleiche Chef am Herd steht – auf einem gehobenen, klar überdurchschnittlichen Niveau. Daran hatte sich auch beim letzten Besuch grundsätzlich nichts geändert, auch wenn die Umsetzung vieler Gerichte noch ein bisschen einfacher und rustikaler wirkte als bei vorherigen Eindrücken. Die starke Substanz, der Mut zu kräftigen Aromen und die frische handwerkliche Zubereitung machten aber nach wie vor Freude.
Das zeigten zuletzt beispielsweise die als Vorspeise servierten Teigtaschen (eigentlich eine Art Ravioli) mit zartem Teig und einer zwar schwer definierbaren, dafür aber geschmeidig cremigen Füllung, vermutlich auf Kartoffelbasis. Gemeinsam mit gebratenen Pfifferlingen, eher groben Tomatenwürfeln und einer üppig cremigen Weißweinsauce ergab das einen wohligen Auftakt, der anstelle von Feinheit und Finesse mit zupackend dichtem Geschmack punktete.
Üppig cremig war dann auch das folgende Rieslingschaumsüppchen, das neben seinem vollen, schmelzigen Körper aber auch feine belebende Weinsäure mitbrachte, markant von körnigem Senf akzentuiert war und auf diese Art ein kraftvolles Umfeld für zartrauchige Farceröllchen (alias „Weißwurst“) vom Räucheraal schaffte.
Mit den à la bourguignon zubereiteten Bäckchen vom Hirsch kam im Hauptgang dann überraschend der rustikalste Moment des letzten Abends: Auf der einen Seite waren die Bäckchen perfekt löffelzart geschmort und mit einer (etwas zu) dichten Schmorjus glasiert. Auf der anderen Seite wirkte die klassische Garnitur mit süß geschmorten Perlzwiebeln und sautierten Champignons vor allem durch den vielen in dicke Streifen geschnittenen Speck sehr grob und war auch geschmacklich vor allem vom Speck geprägt. Zusammen mit einer seidig zarten Selleriecreme ergab das zwar wieder ein kraftvolles Wohlfühlgericht, das aber mit ein bisschen mehr Feinschliff noch deutlich stärker hätte wirken können.
Ganz überraschend folgte dann beim Dessert ein fast wie aus einer anderen Küche wirkender, akkurat verspielter Abschluss, der in der optischen Nachgestaltung eines moosbedeckten Waldbodens inklusive rotkappigem Pilz den stärksten Eindruck des Abends lieferte. Und das gar nicht unbedingt wegen der exakteren Stilistik, sondern weil hier auch aromatisch mit etwas feineren Pinselstrichen zwischen Kräuterfrische (als Sorbet und gezupfter Biskuit), dunkelherber Schokolade (Crumble-Boden) hellem Schmelz und intensiver Himbeerfrucht balanciert wurde.
Dazu sorgt ein routiniert und aufmerksam agierendes Serviceteam für entspannte Abläufe und die gut sortierte Weinkarte für adäquat gefüllte Gläser.
Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.