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| Mi ab 17.30 Uhr, Do-So von 11.30-14.30 Uhr u. ab 17.30 Uhr, Mo u. Di Ruhetag |
| Hauptgerichte: 18-35 €, Menüs: 30-65 € |
Das Gasthaus von Familie Weißenbeck ist für uns ein absolutes Musterbeispiel für den kulinarisch anspruchsvollen, zeitgemäßen Landgasthof. Weder vorne, in der etwas rustikaleren Gaststube, noch im etwas gehobener anmutenden hinteren Bereich und schon gar nicht im Sommer auf der üppig begrünten und in ganzer Farbenpracht blühenden Terrasse, werden die ländlich-bodenständigen bayrischen Wurzeln verleugnet.
Man erkennt schon an den sauber und hochwertig eingedeckten Tischen, dass der gastronomische Anspruch höher ist als in den meisten anderen vergleichbaren Betrieben. Und wie weltoffen dieser Gasthof bei aller Heimatverbundenheit ist, zeigt der Blick in die Speisekarte, in der Leberknödelsuppe, halbe Freilandente aus dem Ofen mit Blaukraut und Kartoffelknödel oder der Zwiebelrostbraten mit Kässpätzle eine friedliche Co-Existenz mit lauwarmem Oktopussalat auf mediterranem Kartoffelstampf, Föhrer Muscheln im Weißweinsud und Makrele „Escabeche“ führen.
Letztere bewies beim jüngsten Besuch einmal mehr, dass Küchenchefin Elisabeth Weißenbeck mit sehr viel Fingerspitzengefühl am Werk ist, genau weiß, worauf es wirklich ankommt und was man getrost weglassen kann. Der angenehm zurückhaltend säuerlich nassgebeizte Fisch konnte in seiner saftig-zartfleischigen Art die Vorzüge voll ausspielen und hatte schon als hervorragendes Produkt so eine starke Präsenz, dass es daneben gar nicht mehr als das typische feinstreifig geschnittene und auf die Makrele platzierte Escabeche-Gemüse sowie einen feinwürzigen, ebenfalls sehr ausgewogen säurebetonten Sud brauchte, um eine starke puristische Vorspeise zu komplettieren.
Aus diesem souveränen Holz waren auch die mit einer Farce von Büffelmozzarella und Basilikum cremig gefüllten Tortelli geschnitzt, die optimal dünnteigig und elastisch in einer intensiven Tomatenbutter baden durften. Letztere war mit einem spannenden Spiel von natürlicher Süße und Umami der Tomaten, aber eben auch genügend balancierender Säure für ein wieder sehr dynamisches Geschmacksbild verantwortlich. Vollmundig und tief, aber auch elegant leichtfüßig und mediterran frisch. Ein bisschen frischer Basilikum, ein paar Schmortomatenfilets hier und da, feine Fäden von gehobeltem Parmesan darüber, aber eben auch nicht zu viel – ein formvollendetes Pasta-Gericht, wie es nur wenige italienische Restaurants hierzulande hinbekommen.
Schon als Produkt überzeugte auch die kross auf der Haut gebratene und beherzt, aber nicht zu intensiv gewürzte Wolfsbarsch-Tranche, die mit einer Nocke raffiniert abgeschmeckter Fenchel-„Marmelade“ und butterzartem Lauch in einem gekonnt auf die Spitze getriebenen, intensiv verdichteten Bouillabaisse-Sud schwamm. Hier wirkten nach unserem Geschmack allenfalls die großen, sepiageschwärzten, mit einer Farce von Wolfsbarsch und Garnele gefüllten Ravioli ein kleines bisschen zu massig. Aber das ist in diesem Fall schon Kritik auf hohem Niveau, auf welchem sich auch dieses Gericht nämlich zweifellos bewegte.
Genau wie das Zweierlei vom Wildhasen, bei dem das rosasaftig gebratene Filet und das zart vom Knochen fallende geschmorte und glasierte Fleisch der Keule nahezu Referenzcharakter hatten. Wirsing, Shiitake-Pilze und Quitte waren dazu ein saisonal gut abgestimmtes, fein abgeschmecktes und stimmig proportioniertes Geleit, die kleinen fluffigen Topfenknödel mit ihrer milden laktischen Frische geradezu raffiniert und damit weit mehr als nur schnöde Sättigungsbeilage. Und auch an der gut ausgewogenen schmorwürzigen Jus konnte man einmal mehr sehr deutlich erkennen, wieviel Substanz die Weißenbeck-Küche doch hat.
Dass man dieses charmante Gasthaus nie ohne ein Dessert verlassen sollte, wissen wir aus der Vergangenheit nur zu gut. Und es wurde auch diesmal wieder bestätigt! Denn sowohl auf die mit Salzkaramell überzogene satte Schokoladentarte nebst Schokoladenmousse, ebenfalls raffiniert salzigem Erdnusseis und gebrannten Erdnüssen, als auch auf die vergleichsweise leichter und frischer anmutende Kreation rund um exotische Früchte hätten wir in der Rückbetrachtung nur äußerst ungern verzichtet. Letztere war ein sehr differenziert und elaboriert arrangiertes Dessert aus mit Passionsfruchtjus glasierter Zitronengras-Panna-Cotta nebst Mango und Bitterorange, Ananas-Ingwer-Sorbet und weißer Schokoladenmousse mit Papaya und ebenfalls bis in die Details sehr feinsinnig und ausdrucksstark gearbeitet.
Wir haben hier in den vergangenen zwanzig Jahren ausnahmslos immer sehr gut gegessen, aber noch nie so gut wie beim letzten Besuch – vor allem nicht durchgängig. Und so erhöhen wir unsere Bewertung in diesem Jahr um einen sehr verdienten Bonuspfeil und sind gespannt, ob die nach oben zeigende Formkurve weiter anhält.
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