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Fotos: Garden

Garden

im Hotel Bayerischer Hof
Promenadeplatz 2-6
80333 München
089-2120993

aktualisiert: 06 / 2023
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Mo-Sa von 12-15 Uhr u. ab 18 Uhr, So Ruhetag
Hauptgerichte: 27-68 €

Dass in dem berühmten Münchner Traditionshaus das Garden Restaurant vermeintlich nur die zweite Geige spielt, liegt einzig und allein daran, dass direkt nebenan mit dem Atelier eines der besten Restaurants Deutschlands zu Hause ist. Doch diese Tatsache darf nicht verschleiern, dass unter der Ägide von Küchenchef Philipp Pfisterer auch im „Zweitrestaurant“, dass ob seiner Größe und den großzügigen Öffnungszeiten eigentlich das „Hauptrestaurant“ ist, ganz hervorragend gekocht wird. In den meisten Hotels hierzulande würde man sich nur Wünschen, überhaupt auf einem vergleichbaren kulinarischen Niveau wie in dem charmanten à la carte-Restaurant des Bayerischen Hofs speisen zu können.

Die ansprechend klingende Karte umfasst neben Klassikern wie Rindertatar oder „Seezunge Müllerin“ auch kreativere Gerichte und immer mal wieder bayerisch-süddeutsche Klassiker wie Wiener Schnitzel oder originelle Maultaschen-Varianten, mal mit Wagyu Beef und Trüffel, mal mit Kalbsbries und Morcheln. Aber auch unabhängig davon bereitet es einfach immer Freude, im Bayerischen Hof zu Gast zu sein, ganz gleich ob im Gourmetrestaurant Atelier, an der Hotelbar oder eben hier im lichten, großzügigen Garden. Ein Garant für die lockere Atmosphäre im Gastraum, allem Grandhotel-Flair zum Trotz, ist Seyfettin Pehlevan, der wie das gesamte Team im Bayerischen Hof stets hochprofessionellen, aber niemals steifen Service bietet.

Dass Küchenchef Philipp Walter Pfisterer diese perfektionistische Lockerheit das auch auf dem Teller umzusetzen weiß, verdeutlichte bei unserem jüngsten Testbesuch gleich ein kleines Amuse Gueule mit Fjordforelle, Gurke, gepufftem Quinoa und einer mit Soja und Miso umamiwürzig aufgeladenen Mayonnaise, das viel Leichtigkeit und vor allem durch ein grasig-grünes Kräuteröl viel Frühling auf dem Teller verströmte. Überhaupt gelingt es Pfisterer auf eindrucksvolle Weise, die französische Klassik gleichzeitig zu „bavarisieren“ und zu entschlacken. Eine Reihe von Gerichten etwa sind mit "GGG" für "Garden Goes Green" gekennzeichnet – für diese Gerichte verwendet das Küchenteam weniger Butter oder Sahne, dafür hochwertige pflanzliche Öle und setzt zudem auf vitaminreiche Gemüsebeilagen, oft auch roh oder sehr knackig gegart.

So kann man die Vorspeise aus Tomaten, grünem Spargel, Vogelmiere, Erbsenkresse und der auf Joghurtbasis zubereiteten orientalischen Frischkäse-Variante Labneh als Inbegriff der Knackigkeit auffassen. Dass Tomaten im Mai noch keine Hochsaison haben, hat Pfisterer natürlich verstanden und das Gericht darauf eingestellt. Die wie die Spargel millimeterdünn gehobelten Marinda-Tomaten – eine festfleischige, frühreife Sorte, die aus Sizilien stammt – spielten mehr mit Biss und Säure als mit Süße und Schmelz. Genau dadurch fügten sie sich aber perfekt in das Arrangement ein, das dank des sämigen Labnehs ohnehin genug Schmelz mitbrachte.

Weil im Alltag ein Nudelgericht immer eine gute Idee ist und das Garden klar den Eigenanspruch hat, ein niveauvolles alltagstaugliches Restaurant zu sein, enthält die Speisekarte auch einen Gang mit Tagliatelle, ebenfalls in Tagliatelle-Form zugeschnittenem Kohlrabi, grünem Spargel, Pinienkernen und Bärlauchpesto. Die exakt gleiche Dicke und Breite von Pasta und Kohlrabi ermöglichte es, beide Komponenten gleichzeitig auf die Gabel aufzurollen, was ein überraschend spannendes, weil einerseits gewohntes, andererseits neuartig knackiges Mundgefühl erzeugte.

Etwas unvorteilhaft wirkte auf uns in der Gesamtschau der Salzgehalt, der bei den meisten Gerichten an der oberen Grenze kratzte. Bei einem opulenteren, fettlastigeren Küchenstil wäre das weniger ein Problem als bei der leichten, natürlichen Gangart auf den Tellern des Garden-Restaurants. Da wirkte das Salz tendenziell zu spitz und stand der vollen Entfaltung der finessenreichen Leichtigkeit manchmal etwas im Weg.

Nichtsdestotrotz sehr überzeugend war auch der Hauptgang, in dessen Zentrum eine stattliche Tranche Stör stand. Mit seiner Festigkeit und den typischen leicht nussigen Noten ganz ohne muffige Schlacktöne stellte der Fisch so manchen Steinbutt klar in den Schatten. Die Kreation selbst mit leichtem Krustentierschaum, Erbsenpüree, Perl-Cous-Cous und Zuckerschoten unterstrich einmal mehr den legeren, natürlichen Stil der Küche von Philipp Pfisterer.

Noch ein wenig besser gefiel uns sogar ein Dessert mit in Safran marinierten Nespoli, einem mit Aprikosen verwandten, aber bittereren Steinobst, das mit napfigem Pistazienküchlein und cremigem Butterkekseis liiert wurde. Die dichte, aber dennoch filigrane, feine Art mit Säurespitzen und Bittertönen zog einen perfekten Schlussstrich unter das Menü eines perfekten Hotel-Restaurants, in dem die Weinkarte Namhaftes aus aller Weinwelt listet und der Service mit Umsicht und Humor agiert.

Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.



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