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Fotos: Freustil

Freustil

Zeppelinstr. 8
18609 Rügen (Binz)
038393-50444

aktualisiert: 06 / 2022
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Mi-So von 12-14 Uhr u. ab 18 Uhr, Mo u. Di Ruhetag
Menüs: 80-109 €

Besser könnte der Name dieses heimeligen Restaurants in farbenfrohem nordischem Stil kaum gewählt sein. Denn von der heiteren Atmosphäre über die unverkopfte und trotzdem intelligente Freistilküche bis zum ausgesprochen günstigen Preis-Leistungsverhältnis ist hier wirklich alles die reinste Freude und hat Stil. Auch das Wortspiel mit dem Begriff „Freistil“ ist passend, denn was hier aus der Küche kommt, lässt sich auch nicht wirklich in Schubladen stecken, auch wenn das Kulinarium von Ralf Haug und seinem Team mit den Eigenschaften stark regionalbetont und sehr nordisch zumindest vage umreißen lässt. Es gibt eine zwar gemüselastige, aber nicht vegetarische Speisefolge, die aus einem sechsgängigen Rumpfmenü besteht, das durch diverse Add-Ons auf bis zu zehn Gänge aufgestockt werden kann.

Die Gerichte erfreuen durch Klarheit und Prägnanz, oft mit humorvoller Präsentation, wie bei der Vorspeise „Ausgegrabenes“, bei der eine mit diversen Wurzelgemüse-Varianten bestückte kleine Handschaufel aufgetischt wurde. Kerbelwurzel, Knollenziest, Topinambur, Karotte, Chioggia, Radieschen, von knackig über knusprig bis cremig in verschiedenen Facetten dargebotenen, bekamen hier von verschiedener Säure, der Ingwerfrische, die in einer aus Pumpernickel und Rote Bete zubereiteter „Erde“ steckte, sowie einer cremigen Mousse, genügend Auflockerndes entgegengebracht, sodass ein interessantes und vielschichtiges Geschmacksbild entstehen konnte.

Dass die Freustil-Küche zwar nordisch und frisch, aber niemals karg und spröde daherkommt, zeigte sodann der als „Gurke/Sago/Shrimps“ angekündigte Zwischengang, bei dem in einem hohen Schälchen angerichtete rohe Eismeershrimps nebst säuerlich eingelegten Gurkenkomponenten und einer rauchig-pikanten roten Gewürzcreme auf den Aufguss mit einem aromatischen warmen Gurkensüppchen warteten. À part dazu zum Knabbern gab’s noch einen ebenfalls mit Gurke und der roten Gewürzcreme applizierten Chip aus Sago-Perlen. Auch die topfrische gebratene Jakobsmuschel, die in ihrer Schale zusammen mit krosser Hühnerhaut, Champignons und Brunnenkresse auf rahmig-fleischigem Hühnerfrikassee angerichtet war, repräsentierte eindeutig vollmundiges Soulfood mit Tiefgang.

Auch wenn die Gerichte ausgesprochen leicht und frisch sind, haben sie eine gewisse Komplexität und Fülle. So wie die im Kern noch – ganz so wie es perfekt ist – knapp glasige Tranche vom Lachs Färöer Provenienz, die mit mariniertem Frisée gekrönt auf saftiger geschmorter Endivie gebettet war. Das lag am gut abgeschmeckten Bittersalat, aber auch an der leicht rahmigen Sauce mit angenehmer Säure. Und an eingelegter schwarzer Walnuss sowie etwas Walnusskrokant, die hier im Verein auch für Dynamik und Akzentuierung sorgten.

Einzig beim Hauptgang, bei dem die rosa Kalbsmedaillons mit paniertem weißem Spargel und einem leider recht hartgekochten pochierten Ei auf einer relativ großen Menge Knusperbröseln gleich zwei frittierdeftigen Komponenten gegenüberstanden, hätten wir uns doch noch etwas mehr nordische Klarheit und Leichtigkeit gewünscht. Zusammen mit einer Schalottensauce auf Kalbsjus-Basis und Schnittlauch-Hollandaise war das dann doch eine relativ üppige und fettige Angelegenheit – auf immer noch hohem Niveau, wohlgemerkt!

Aber schon mit dem Dessert um Rhabarber, Sauerrahm und Malz präsentierte sich wieder das gewohnte Bild: Der knackige eingelegte rote Rhabarber durfte seine Oxalsäure im Duett mit Sauerklee (als Blätter und Granité) voll ausspielen, wurde sie doch von einer leichten, schaumigen Vanillecreme auf Joghurtbasis, einem schmelzigen Sauerrahmeis, sowie der feinen buttrigen Süße von Malzcrumbles wunderbar harmonisch eingefangen. So entstand auch zum Abschluss wieder ein ausgewogenes Bild von ätherischer Frische und wohliger Opulenz, wie es typisch für die Freustil-Küche ist.

Typisch ist hier auch die heitere und lockere Art des Serviceteams, das zu alldem mit einer attraktiven Auswahl an Weinen vornehmlich junger aufstrebender Winzer zur Stelle ist. Aber auch mit lohnenden alkoholfreien Alternativen in Form von Geiger-Prisecco, Van Nahmen-Säften oder selbst gemixten Cocktails, etwa mit Fruchtessig-Auszügen.

Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.



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