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Abends |
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Fr-Di ab 12 Uhr durchgehend, Mi u. Do Ruhetag |
Hauptgerichte: 9-59 €, Menüs: 69-89 € |
Das hübsch herausgeputzte Bistro von Sina und Mario Büsch an der Strandpromenade von Pelzerhaken bei Neustadt in Holstein, was am nördlichsten Zipfel der Lübecker Bucht liegt, hat uns bereits in der letzten Testsaison als unkompliziertes und doch anspruchsvolles Gesamtkonzept sehr gut gefallen und konnte diesen guten Eindruck auch bei unserer jüngsten Stippvisite bestätigen. Hier wird an sechs Tagen in der Woche von mittags an durchgehend sehr gut gekocht und kein großes Bohei drum gemacht.
Zum Lunch sieht das Ganze etwas einfacher und bodenständiger aus, lässt aber dennoch gehobenen Anspruch an Produkt und Handwerk erkennen. Und ab dem späteren Nachmittag, wenn dann die normale Speisekarte mit dem fünfgängigen Menü und vielen weiteren Gerichten à la carte aufgelegt wird, wirkt manches Gericht richtig aufwendig, wenngleich sich der erfahrene Küchenchef und sein Team bei aller Gestaltungsfreude auf den Tellern – vor allem mit Blüten und Kräutern! – mehr auf die relevanten Dinge konzentrieren und nicht allzu sehr basteln.
Die plattdeutsche Mundart in der Speisekarte ist Programm. „Fien tu Huus“ steht für feine Heimatküche und demzufolge bedient sich der Chef auch fast ausschließlich guter Produkte, die vor der Haustüre gedeihen und deren Erzeuger allesamt in der Speisekarte genannt werden. Nach Gewürzbrot aus eigener Fabrikation mit Kräuterquark startete das saisonale Abendmenü zuletzt mit einem hervorragenden Rindertatar: dunkelfleischig, von Hand gewürfelt und nicht zu Brei gehackt, ganz puristisch gewürzt und mit einem Lavendelhauch aromatisiert, der perfekt zum wiederum mit Kardamom abgeschmeckten Apfelpüree passte, auf dem das Tatar nebst zweier gebratener Förde-Garnelen angerichtet war. Und das Apfelaroma dockte seinerseits stimmig an Roter Bete und Meerrettichmousse an, mit denen das zur Timbale geformte Rohfleisch aus der Bioland-Metzgerei Burmeister gedeckelt war.
Sein gutes Gespür für schlagkräftige, aber nicht zu plakative Akkorde stellte der Chef auch mit der folgenden Kürbissuppe unter Beweis, die von Kokosmilch und Kernöl gleichermaßen akzentuiert wurde und mit säuerlichen Würfeln vom Wasserbüffel-Feta als Einlage noch einen weiteren, mit seinem Schmelz auch haptisch reizvollen Akzent intus hatte. Daneben machte sich auch eine geflämmte Tranche von gebeizter Kieler Lachsforelle sehr gut.
Ziemlich überladen wirkte leider der darauffolgende Fischgang – und das nicht nur, weil auch hier wieder, wie auf fast jedem Teller, allerhand essbare Blüten zugegen waren. Aber Dorsch, Krustentierrisotto, Nordseekrabben, geschmorter Bauch vom Angler-Sattelschwein, Chutney vom Hokkaido-Kürbis, Blattspinat mit Walnuss und eine Sanddorn-Beurre-blanc waren dann doch ein, zwei Dinge zu viel. Vor allem die eher säuerlichen Krabben und die Sauce bissen sich ein wenig und stellten zum Aromen-Tohuwabohu auch noch etwas Disharmonie her. Allerdings muss man ganz eindeutig festhalten, dass jede Komponente für sich genommen sehr gut und vor allem der blitzsaubere, taufrische Fisch und der unheimlich schmelzige, süßlich-würzig lackierte Schweinebauch sogar ganz hervorragend waren. Schon deshalb wäre hier einfach weniger deutlich mehr gewesen.
Puristischer präsentierte sich dann auch wieder der Hauptgang, bei dem es um Bandorfer Hirschrücken mit Gewürzsemmelknödel, Maiscreme, Kürbispüree und Urkarotten ging. Allerdings konnte dieses Gericht handwerklich und qualitativ nicht mit seinen Vorgängern mithalten. Denn das mit Wildschinken bardierte Fleisch war zwar schön rosa und zart, aber auch ziemlich mürbe und trocken, was durch die ebenfalls eher harten und trockenen Scheiben vom Semmelknödel, auf denen das Fleisch angerichtet war, nicht besser wurde (und umgekehrt). Da reichten dann auch die Maiscreme und die Jus nicht aus, um ein süffiges Gleichgewicht herzustellen. Da brauchte es dann schon ein paar mehr Schlucke von dem dazu empfohlenen sehr guten Rotwein aus dem Ribera del Duero.
Den alles in allem trotzdem wieder sehr guten Gesamteindruck, den die Küche abgab, konnte das aber nicht nachhaltig beeinträchtigen. Zumal beim Dessert, einer in einer längs halbierten Weinflasche angerichteten herbstlichen Melange aus Gewürzzwetschgen, schön festcremiger weißer Schokoladenmousse, würzigen Haselnusscrumbles und Hagebutteneis, wieder alles in Lot und Butter war. Ein sehr schöner Abschluss, der die letztjährige Bewertung in jedem Fall auch diesmal wieder vollauf rechtfertigte.
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