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Fotos: Einhorn

Einhorn

im Hotel Einhorn
Hauptstr. 55
71570 Oppenweiler
07191-340280

aktualisiert: 03 / 2024
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Mo, Di u. Do, Fr von 12-13.30 Uhr u. ab 17.30 Uhr, Sa ab 17.30 Uhr, Mi u. So Ruhetag
Hauptgerichte: 21-32 €,
Menüs: 43-74 €

Aus Gästesicht hat es sich nach unserem Dafürhalten sehr gelohnt, dass Ute Wagner und Alexander Munz vor mittlerweile zwei oder drei Jahren den Landgasthof Waldhorn im nur gut 10 Kilometer entfernten Däfern aufgegeben und zusammen mit dem ehemaligen Souschef Jan Decker und dessen Ehefrau im Einhorn einen Neustart gewagt haben. Denn obwohl auch das Waldhorn ein schöner Ort war – die neue Wirkungsstätte, ein sehr schmuckes Fachwerkhaus mit ländlich und doch sehr zeitgemäß eingerichteten Gasträumen, viel Naturholz und einem komfortablen neuen Hotelanbau, ist es noch viel mehr. Und so wie hier vom Interieur im großzügig angelegten Lokal bis zu den Waschräumen alles sehr neu- und hochwertig, fast wie frisch aus dem Ei gepellt, so präsentiert sich auch auf den Tellern alles bis ins Detail proper, frisch und mit Sorgfalt und Expertise gekocht.

Stilistisch machen die Chefs weiterhin das, was sie schon immer machen: einen unaufgeregten, souveränen Spagat zwischen traditionellen aber durchaus verfeinerten schwäbischen Leibspeisen wie geschmälzte Maultaschen in der Brühe mit Kartoffelsalat oder Zwiebelrostbraten mit Lembergersauce, internationalen All-Time-Favorites wie das klassische Wiener Kalbsschnitzel, und einer bei aller Bodenständigkeit mehr in Richtung Gourmet und Fine Dining tendierenden Linie, die in einem fünfgängigen Menü gipfelt, das dann auch mit weiter angereisten Produkten gespickt ist. Vorneweg gabs zu zweierlei hausgebackenem Brot aber erst mal Kräuterquark, Gewürzbutter mit Chili und gute Oliven.

Man kann jetzt natürlich anfangen darüber zu diskutieren oder sogar zu lamentieren, was Gelbschwanzmakrele und Nordseekrabben in einem schwäbischen Landgasthof zu suchen haben, aber das sehen wir nicht als unsere Aufgabe. Viel interessanter ist für uns doch die Feststellung, dass nicht nur der mild, aber offenbar etwas länger als nur à la Minute gebeizte, in flache große Scheiben tranchierte Fisch und die nur zurückhaltend aromatisierten Krabben schon allein wegen ihrer Qualität und dem sehr klaren, sauberen Geschmack positiv auffielen, sondern dass auch das attraktiv vielsortig zusammenstelle und sorgfältig arrangierte Salatbouquet, der marinierte Rettich und der knackig-feste Forellenkaviar viel Spaß machten. Und dass diese jede für sich sehr proper anmutenden Komponenten harmonisch und subtil von einer Sauerrahmcreme verbunden und so auch im Verein eine runde Sache waren.

Das war ein ebenso schmackhafter und in seiner ganzen Machart völlig untadeliger Einstieg, wie auch das folgende Schweinebäckchen mit Flower Sprouts auf Perlgraupen einen über jeden objektiven Zweifel erhabenen Zwischengang abgab. Das Fleisch sehr zart aber mit kompletter, fester Struktur, nicht wie ein zermürbtes Faserbündel; die Graupen mit perfektem Biss und mit winzigen Wurzelgemüse-Brunoises wie ein cremiger Risotto zubereitet; die Kreuzung aus Rosenkohl und Brokkoli knackig und mit Röstaromen. Süffig und aromatisch tief untermalt von reduzierter Jus und aufgeschäumter Rahmsauce, ätherisch akzentuiert von frisch geriebenem Meerrettich. Blitzsaubere Drei-Komponenten-Küche.

So wie auch die gebratenen Jakobsmuscheln, die in einem kleinen tiefen Teller zusammen mit etwas Petersilienwurzelragout in einem geräucherten Fischfond angerichtet waren. Letzter mit etwas Liebstöckelöl verfeinert, was nicht nur mit dem zarten Räucherfischaroma gut funktionierte, sondern auch wieder den Kreis vom Meer zur Erde schloss. Und auch wenn die hier verwendeten Jakobsmuscheln als zwar sehr ordentliches, aber nicht herausragendes Produkt in Erinnerung blieben, lässt sich auch über dieses Gericht sagen, dass hier alles sehr angenehm frisch, natürlich und unverfälscht auf den Punkt gebracht war.

Wie ohne jede Einschränkung beim Hauptgang, der sich um ein klassisch à point gebratenes Rinderfilet in guter Fleischqualität drehte, das mit zweierlei Schwarzwurzel (naturell gebraten und paniert ausgebacken…), cremiger Polenta und Zuckermaisschoten, geschmorten Perlzwiebeln und handwerklich tadelloser reduzierter Jus in klassischer, gegenständlicher Manier zusammengebracht war. Auch hier jede Komponente für sich ohne Fehl und Tadel und im Zusammenspiel ein ausgewogen harmonisches Ganzes.

Weil Nachtisch im Hause Munz schon immer ein ganz besonderes Vergnügen war, wunderten wir uns auch nicht groß darüber, dass markante hausgemachte Rumfrüchte, cremige Tonkabohnenmousse in Quaderform, fluffiges gebackenes Grießbällchen sowie Sorbet und Filets von Mandarinen zusammen mit etwas weißem Schokoladen-Nuss-Crunch und Granatapfelkernen als wohlproportioniertes und keck akzentuiertes Dessert am Schluss nochmal ein Ausrufezeichen setzten konnte.

Der Service agiert auf wohltuend unauffällige Art aufmerksam und zuvorkommend. Die Weinkarte hat ihren programmatischen Schwerpunkt bei Gewächsen aus Württemberg und Italien, es gibt aber auch aus Baden oder anderen europäischen Weinregionen einiges Attraktives zu moderaten Preisen zu entdecken. Wie überhaupt das Preis-Leistungsverhältnis im Einhorn ein ganz außergewöhnlich Gutes ist.

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