Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
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Abends |
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Mi u. Do ab 17 Uhr, Fr-So ab 12 Uhr durchgehend, Mo u. Di Ruhetag |
Hauptgerichte: 28-46 €, Menüs: 98 € |
Das große lichte Gasthaus mit Backsteinwänden und Holzbalken-Architektur auf dem parkähnlichen Gelände von Burg Flamersheim war schon in den vergangenen Jahren immer ein Ort für überdurchschnittliche Regionalküche. Und mit dem Aus für das einstmals separat geführte Gourmetrestaurant Bembergs Häuschen gleich nebenan wurde das kulinarische Portfolio gleich noch ein bisschen attraktiver. Denn Jeune Restaurateur Oliver Röder und sein Team um den langjährigen Küchenchef Filip Czmok kredenzt hier nun zwischen bodenständigen Traditionsgerichten wie Heringssalat mit eingelegten Gurken und Meerrettich, einer Rinderbouillon mit Flädle, Wurzelgemüse und Schnittlauch oder Eifler Schweinerücken „Strindberg“ auf Speck-Rosenkohl mit hausgemachten Kartoffelkroketten und Bier-Senf-Sauce auch ein Gourmetmenü.
Das hat standardmäßig vier Gänge und kann auf Wunsch noch um ein, zwei Gerichte erweitert werden – darunter natürlich das bereits legendäre, schon im ehemaligen Gourmetrestaurant zum Signature Dish avancierte „Herrengedeck“: Eine täuschend echt aussehende Zigarre aus dunkelknusprigem Strudelteig, die mit saftigem Ochsenschwanzkompott gefüllt ist und effektvoll in würzig-fruchtiger „Asche“ aus Apfel- und Sellerie-Powder getunkt werden kann. Den aromatischen Background gibt eine schmorwürzig tiefe, klare Oxtail im Cognac-Schwenker.
Und auch jenseits dieses Klassikers knüpft das Team im Grunde sehr nahtlos an dem an, was es zuletzt im Herrenhaus des ehemaligen Gutshofs gab: in ihren Grundzügen fundiert klassische, aber sehr zeitgenössisch und mit viel Fingerspitzengefühl umgesetzte Gourmetküche, die sich durch wohlproportionierte und auch in den Details sehr präzise gefertigte Zubereitungen auszeichnet. Ein gutes Beispiel hierfür war zuletzt auch das Garnelencarpaccio, wo auf dem fleischig-glasigen, prononciert mit einer pikanten Vadouvan-Vinaigrette marinierten Rohfleisch der Krustentiere eingelegter Kürbis als Tatar und Creme sowie ein auflockernd erfrischendes zitrisches Gel für ein sehr dynamisches Geschmacksbild verantwortlich waren.
Ähnlich makellos ausgefuchst war der warme Fischgang mit in saftig-blättriger Perfektion auf den Teller gebrachtem Kabeljau, dessen Tranche mit einer Art Relish von eingelegten Gurken und Senfsaat sowie als „Meeresgrün“ annoncierten salzig-frischen Kräutern beladen in einer körperreichen Nussbutter-Beurre-Blanc schwimmen durfte. Letztere zeichnete sich nicht nur durch eine schön stoffige Textur, sondern auch durch ein animierendes Säurespiel aus. Alles in allem ein wohltuend reduziertes und dabei sehr ausgereiftes Gericht mit feinen Nuancen.
Und als solches konnte man auch den Hauptgang beschreiben, wenngleich die rosa gebratenen Tranchen vom Flanksteak mit ihrem typisch kernigen Biss und die drei unterschiedlichen Komponenten von Knollensellerie natürlich ganz generell etwas zupackender daherkamen. Doch auch hier überzeugte der ausgewogene Akkord, den das saftige Fleisch, die seidige Selleriecreme, das mit schwarzen Oliven vermengte Sellerietatar und die mit frisch gehobeltem Meerrettich ätherisch angespitzten marinierten Selleriescheiben auf ihrem Spiegel aus maßvoll reduzierter Kalbsknochenjus anstimmten bis ins Detail.
So war es auch wenig verwunderlich, dass das Menü mit einer kaffeeschokoladenglasierten Nougatmousse nebst Ananassorbet und verschiedenen hauchdünnen Knuspertexturen von Ananaschip über gebackene Schokoladenhippen bis zum Karamell anspruchsvoll ausgeläutet wurde. Im Zusammenspiel mit marinierten Ananaswürfeln, Ananasgel und Granola-Crumbles war das ein attraktives Dessert, das die hohe Einstandsbewertung für die Küche nochmal fest untermauern konnte.
Dass die bodenständigeren Gerichte aus dem Repertoire ebenso empfehlenswert sind, nur bisweilen nicht ganz an das Niveau der Gourmet-Offerten, die für die Bewertung ausschlaggebend waren, heranreichen können, liegt in der Natur der Sache. Wir schätzen solche „Mischkonzepte“ sehr und sehen kein Problem darin, das eine vom anderen zu unterscheiden und zu differenzieren. Von daher sind wir sehr gespannt, wie viel Raum der Gourmetküche hier im Gasthaus in Zukunft geboten wird und welchen Stellenwert sie mittelfristig einnimmt. Denn theoretisch wäre aus unserer Sicht auch ohne den exklusiven separaten Fine-Dining-Rahmen eine noch höhere Bewertung denkbar.
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