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Fotos: Eatrenalin

Eatrenalin

Roland-Mack-Ring 5
77977 Rust
07822-776677

aktualisiert: 07 / 2025
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Do-Mo ab 17.10 Uhr, Di u. Mi Ruhetag
Menüs: 255-445 €

Zu den besonderen Herausforderungen seriöser Gastronomiekritik gehört es, Begleitumstände nach Möglichkeit auszublenden – persönliche Stimmung, aber eben auch Ablenkungen im Raum oder besondere Konstellationen am Tisch. Die Professionalität liegt nicht zuletzt in der Fähigkeit, sich voll auf das zu konzentrieren, was auf dem Teller ist. Darauf legen wir Wert. Und es dürfte wenige Restaurants in Deutschland geben, bei denen die Herausforderung in diesem Sinne größer ist als im hochinnovativen Erlebnisgastronomiekonzept des Europaparks, einem Hybrid aus anspruchsvoller Küche, multimedialem Fahrgeschäft und immersivem Entertainment.

Fünf Jahre Entwicklungszeit und 20 Millionen Euro hat das Erlebnis-Restaurant auf 1600 Quadratmetern Fläche gekostet; beteiligt war neben Europapark-Inhaber Thomas Mack auch Oliver Altherr, Vorstandschef des Schweizer Marché International. Das Ergebnis ist darauf angelegt, ein überwältigendes Gesamterlebnis zu schaffen, was naturgemäß heißt, dass das Essen dank weiterer Sinnesreize im Überfluss – stetige Bewegung, Kulissen, Licht, Düfte, Musik – aus dem Fokus rückt.

Nicht jedoch für uns. Wir bewerten, so wie wir das in jedem Restaurant, auch hier nach denselben Kriterien und ohne Berücksichtigung der sonstigen äußeren Umstände, die hier natürlich grandios sind: angefangen bei neu entwickelten und patentierten „Floating Chairs“, die den Gast sanft in rund anderthalb Stunden durch sieben sehr verschiedene Räume und wechselnde Szenerien gleiten lassen – durch farbige Unterseewelten samt sphärischer Musik und raumfüllenden LED-Wänden, entlang eines überdimensionierten, japanisch inspirierten Counters, einen Weltraumflug, und was der Abend sonst noch an Überraschungen bereithält.

Keine Überraschung ist das Menü: Die Auswahl in acht Gängen – klassisch, vegetarisch, vegan, und jeweils in Kombination mit unterschiedlich aufwendigen Getränkebegleitungen – ist bereits mit der Buchung festgelegt. Sie alle starten in der Champagner-Lounge im Eingangsbereich mit einem Ruinart Rosé oder Laurent-Perrier, begleitet von einigen Kleinigkeiten. Bei unserem Besuch etwa einer veganen „Faux Gras“ auf Champignon-Nuss-Basis unter einem Traubengelee, die leider etwas grieselig geraten war. Weitere Einstimmungen waren eine etwas dumpfe Erbsensuppe unter einem „Wasabi“-Schaum und Algenstaub, oder ein sehr schön frisches Ceviche vom Adlerfisch mit milder Aji-Amarillo (peruanische Glockenchili) und Roscoff-Zwiebel als Füllung einer knusprigen Tartelette.

Auch der erste reguläre Gang – an den Wänden ein thailändischer Traumstrand im Sonnenuntergang – widmete sich dem Meer und vereinte ziemlich puristisch in einer Muschelschale einige Scheibchen einer schön wachsig-festen Jakobsmuschel in einem Buttermilchsud mit Gurkenbrunoises, etwas Passionsfruchtgel und Maracujakernen, sowie einer Dillcreme und Strandkräutern. Ein wenig herb und ätherisch, fruchtig-säuerlich – ein schöner Einstieg!

Gefolgt von einem Quartett konfektartiger Miniaturen („kleine Geschmacksexplosionen“), das im nächsten Raum die vier Geschmacksrichtungen in allgemeinverträglicher Intensität repräsentierte: ein Pâte de Fruit von Kiwi und Ahornsirup für die Süße, eine Mousse von Bergamotte und Cassis für die Säure, eine dunkle Kaffee-Schokoladen-Praline für die Bittere und ein knuspriges Salzkissen.

Dem fünften Geschmackssinn „Umami“ war der nächste Akt gewidmet, der eine asiatische Fusion in vier kleinen Gerichten vereinte: ausgezeichneten, kurz abgeflämmten Lachs mit Lachskaviar, einem „Amazuzuke“-Sud (Dashi, Sojasauce, Essigsäure…) mit einem Hauch Sesam sowie Tomate, ein perfekt pochiertes „Onsen“-Ei auf einem cremigen Risotto von Koshihikari-Reis und Vadouvan-Schaum, mit Misopaste marinierte und abgeflämmte, leider arg salzige Seeteufelbäckchen mit Daikonrettich, sowie abschließend ein stattliches Dim-Sum-Täschchen von leicht zähem Teig, gefüllt mit Schweinefleisch und Garnele, dazu Tosaka-Algen und eine Tamarindencreme zum Dippen.

Der Hauptgang wurde in der Nachtschwärze des Weltraums inszeniert – im Zentrum eine riesige, leuchtende Erdkugel – und bestand, neben gutem Krustenbrot und einer Kräutercreme mit frischer Kresse, aus einer punktgenau sous-vide gegarten und anschließend kross nachkolorierten Tranche von der Brust eines Schwarzfederhuhns, der in ihrer geschmacklichen Zurückhaltung ein bisschen mehr Jus sehr gutgetan hätte. Zumal die Begleitung aus Bimi, einem eher süßlichen Salzzitronengel sowie einem ausgebackenen Kichererbsenstift wenig harmonisierenden Schmelz beitrugen. Ebenfalls nicht sehr süffig, aber geschmacklich dafür hochspannend: etwas Fenchelsalat mit Pinienkernen und Fenchelpollen, der in seiner Frugalität bei gleichzeitig anishafter Intensität in diesem Umfeld als enorm mutig und spannend in Erinnerung blieb.

Das Dessert zum Abschluss dürfte dagegen wenig Kontroversen, sondern allgemeine Zufriedenheit ausgelöst haben: eine leichte, nicht zu süße Mousse von Calpico (ein säuerliches japanisches Erfrischungsgetränk auf Milchbasis), mit Pistaziencreme und Pistazien-Sponge, dem ein Himbeersud und -segmente eine angenehm fruchtige Frische verliehen; sowie – erneut im Schälchen à part präsentiert – ein Limettensorbet unter Shiso-Schaum mit Olivenöl.

Kurz: eine insgesamt beachtliche Leistung vor dem Hintergrund des hier zweifellos sehr divergierenden Publikums und dessen Erwartungen. Zu erwähnen ist außerdem, dass wir während eines Interregnums testeten: Alexander Mayer hatte das Eatrenalin bereits wieder verlassen, und Peter Hagen-Wiest, als Küchenchef und Patron des Restaurants Ammolite gleich nebenan und ab September 2025 dann auch für das Eatrenalin verantwortlich, hatte sein neues Menü noch nicht vorgestellt.

Wir sind also gespannt auf das, was hier noch passiert. Sicher ist: Das Eatrenalin bietet in Europapark-typischer Perfektion einen ersten Eindruck einer hochinnovativen immersiven Gastronomieform, von der wir in Zukunft zweifellos noch viel hören werden.

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