Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Täglich von 12-14 Uhr u. ab 18 Uhr, kein Ruhetag |
Hauptgerichte: 20-45 €, Menüs: 60-90 € |
In Billerbecks beschaulicher Altstadt, die nicht bloß den mit seinen imposant hohen Türmen schon von weitem sichtbaren Dom, sondern auch einiges an denkmalgeschützten Häusern und pittoresken Ecken zu bieten hat, ist die Domschenke von Familie Groll seit langem das unangefochten erste Haus am Platz. Und zwar nicht nur als Hotel, sondern eben auch als Restaurant, denn was Küchenchef Frank Groll und sein Team in den drei stilistisch unterschiedlichen Bereichen der Gastronomie, die im Sommer auch noch auf die Terrasse vor dem Backsteingebäude ausgeweitet wird, seit Jahren auf die Teller bringen, ist aller Ehren wert.
Und wenn man so wie wir immer wieder öffentlich bedauert, dass das gepflegte Mittagessen langsam ausstirbt, weil immer mehr Restaurants zum Lunch entweder gar nicht mehr öffnen, oder nur ein einfaches, abgespecktes Programm bieten, muss man im Gegenzug auch besonders hervorheben, wenn das Gegenteil der Fall ist: die Domschenke hat nicht nur an sieben Tagen in der Woche mittags und abends geöffnet, es gibt mittlerweile zu allen Servicezeiten die gleiche Karte. Und die umfasst neben moderat verfeinerten bodenständigen regionalen Traditionsgerichten wie dem Münsterländer Töttchen, der Westfälischen Kartoffelsuppe oder einer hausgemachten Sülze mit Remouladensauce, internationalen Evergreens wie einem Wiener Schnitzel oder Tafelspitz mit Zwiebelsauce sowie Gerichten der maßvoll gehobenen Klassik wie ein Potpourri von Edelfischen mit Blattspinat und Beurre blanc oder Rinderfilet mit Pfifferlingen und Portweinjus, auch noch ein viergängiges Gourmet-Menü.
Das begann zuletzt mit attraktiv festfleischigen und klararomatischen, roh marinierten Tranchen vom Segelfisch, die qualitativ locker jeden zweiten Hamachi in in den Schatten stellen konnten. Mit einer interessanteren, schmelzigeren Konsistenz und auch geschmacklich mehr Charakter, waren die Scheiben dieser auch Fächerfisch genannten Rarität aus eher tropischeren Gewässern zusammen mit mariniertem Kürbis, einer fruchtig-nussigen Kürbiskern- und Kürbiskernöl-Vinaigrette, einem kreuzkümmelwürzigen Spitzkrautsalat und mayonnaiseartiger Koriandercreme zu einer gut proportionierten und auch aromatisch harmonisch und interessant zusammengestellten Angelegenheit vereint.
Wer lieber mit einem Luxusprodukt wie der Gänseleber startet, macht in der Domschenke auch absolut keinen Fehler. Die als kalte und warme Variationen in immer wieder wechselnder saisonaler Begleitung aufgebotene Foie gras kann hier nämlich immer mit guter Produktqualität und fachmännischer, akkurater Zubereitung punkten. Und überdurchschnittliche Qualität boten zuletzt auch Jakobsmuschel und Garnele, die zusammen mit feinstreifig geschnittenen knackigen Algen Einlage einer tadellosen Hummerschaumsuppe mit viel Substanz und aromatischer Klarheit ohne allzu intensive Röstaromen waren. Einziger winziger Wermutstropfen, wie auch schon im letzten Jahr: der sich in den Fluten im Nu uncharmant aufweichende Tempuramantel um die Jakobsmuschel, die man vielleicht besser à part serviert, oder auf einem Spieß über der Suppe schweben lässt, um ihr den krossen Tempurateig-Effekt zu bewahren. Doch das nur als kleine Randnotiz.
Rein gar nichts zu bemängeln gab es an den famosen Tranchen vom klassisch gebratenen Rehnüsschen in einer perfekten Güte, wie sie selbst in renommierteren und entsprechend teureren Restaurants keinesfalls selbstverständlich ist. Das saftig-aromatische Wild mit zartem Biss wurde mit winzigen festen Pfifferlingen, Lauchzwiebel und Süßkartoffelcreme sowie reichlich guter Wildjus kredenzt – à part im Schälchen um fluffig-knusprige Kartoffellocken ergänzt, die dergestalt mehr als eine schnöde Sättigungsbeilage darstellten.
Die karamellisierten und marinierten Aprikosen beim Menüdessert waren ebenso tadellos, aromatisch ausgereift und schmackhaft wie das begleitende würzig-beerige Cassissorbet, doch empfanden wir beides zusammen in Kombination nicht so ideal, weil sie sie sich erstens aromatisch gegenseitig torpedierten und zweitens zu viel – nämlich ausschließlich – Frucht auf den Teller brachten. Die Aprikosen hätten beispielsweise mit einem rahmig-schmelzigen Puffer, etwa in Form von Sauerrahm- oder Milcheis, beispielsweise mit Vanille oder mit Mandel aromatisiert, noch deutlich mehr profitiert. Doch änderte das rein gar nichts am wiederholt sehr guten Eindruck, den die Küche auch dieses Mal wieder hinterlassen hat. Nichts als Lob auch für das attraktive Angebot lohnender internationaler Weine und den unprätentiösen aufmerksamen Service.
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