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Fotos: Der Weinlobbyist - Bistro und Weinbar / Kira Möller

Der Weinlobbyist - Bistro und Weinbar

Kolonnenstr. 62
10827 Berlin (Schöneberg)
030-30640772

aktualisiert: 10 / 2023
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Do-Mo ab 17 Uhr, Di u. Mi Ruhetag
Hauptgerichte: 21-25 €,
Menüs: 49-69 €

Ganz erstaunlich, wie sich das Schöneberger Lokal von Weinfreak und Sommelier Serhat Aktas in der kurzen Zeit seit der Eröffnung von der coolen Weinbar mit unkomplizierten Kleinigkeiten aus der Küche zum individuellen Weinangebot ausschließlich deutscher und österreichischer Gewächse zu einem veritablen Spot für Feinschmecker entwickelt hat. Man kann sich in dem gemütlichen schlauchartigen Gastraum oder im Sommer auf der lauschigen Innenhofterrasse natürlich nach wie vor auch nur zum Weintrinken einfinden und ausgesuchte Käse- und Schinkenspezialitäten, Jahrgangssardinen oder überdurchschnittlich guten Flammkuchen dazu genießen. Es gibt aber daneben eben auch ein zwischen drei und sechs Gängen zu habendes Menü, das besondere Aufmerksamkeit verdient.

Und zwar deshalb, weil Küchenchef Ronny Marx hier mit kreativem Talent und überdurchschnittlichen Ambitionen das Niveau sukzessive steigern konnte – angenehmerweise ohne den Bogen zu überspannen und zu sehr auf „Gourmetrestaurant“ zu machen. Von Fine-Dining-Attitüde ist der lässige Weinlobbyist nämlich weit entfernt. Wie gut sich der Küchenchef darauf versteht, auf seinen Tellern mit recht einfachen Mitteln raffinierte Akkorde zu kreieren, zeigte er beim letzten Mal schon gleich mit dem Küchengruß, einer Melange aus süßsaurem Staudensellerie nebst Tomatenmayonnaise und Tabascoschaum. Ein Wohlfühlgericht zum Löffeln mit deutlichem Spannungsbogen, das gekonnt mit Säure und Schärfe spielt – zwei Eckpfeiler der Küche übrigens, die sich durch die gesamte Speisefolge ziehen, ohne jemals anstrengend zu werden oder zu überfordern.

Manches kommt mit einem Augenzwinkern daher, so wie zuletzt beispielsweise die Vorspeise „Döner mit alles“, eine nicht nur witzige, sondern auch äußerst schmackhaft umgesetzte Idee rund um rahmig angemachten Geflügelsalat. Als Timbale auf den Teller gebracht, getoppt mit eingelegten roten Zwiebeln, dünnem knusprigem Röstbrot, einem süßsäuerlichen Zwiebelsorbet und Chilifäden, umspielt von einer Art Petersilienpistou und würziger cremiger Sauce. Und à part im Becher zum Trinken dazu noch etwas mit Rucola aromatisierter Ayran. Da spielt alles wunderbar zusammen, da entsteht auf leichte, fast erfrischende und unaufdringliche Art tatsächlich ein gewisser „Döner-Kebab-Flavour“.

Ein gutes Händchen für vegetarische Gerichte konnten wir der Küche schon im Vorjahr attestieren. Und auch diesmal begeisterten gleich zwei fleisch- und fischlose Zwischengänge mit ausgewogener Spannung: einmal eine gut proportionierte und balancierte Melange aus Dörrgurken-„Ceviche“, Algenkaviar und Algenvinaigrette sowie Süßkartoffelcreme und knusprigen Maiskörnern und zum anderen – noch besser, weil markanter – ein nussig eingefasster Dreiklang aus geschmortem Chicorée, Möhrensorbet und Rosinencreme. Hier kamen Bitteraromen, Süße, Säure und dezente Schärfe wieder zu einem sehr dynamischen Ganzen zusammen.

Der Hauptgang des Menüs drehte sich diesmal um Lamm, und zwar perfekt geschmorte und aromatisch ausdrucksvolle Schulter, deren Charakter von einer wunderbar puren Lammjus nochmals fett unterstrichen wurde. Ein mit Thaicurry aromatisierter Riegel Briocheknödel und laktische Säure spendende Büffelricotta als Unterlage waren dem butterzarten Fleisch eine ebenso reduzierte wie pointierte Begleitung. Und selbst die so oft völlig wahllos eingesetzte Afillakresse machte hier mit ihrem grünfrischen Erbsenaroma mal richtig Sinn.

Originelle Aromenkombinationen machte auch das Dessert aus: Ananas und Olive als Sorbetnocke, mit der ein Manjari-Schokoladenküchlein getoppt war – und das wiederum auf einem rahmig-schaumigen Bett mit Rosmarin- und Veilchenaromen angerichtet. Das kam ebenso souverän zubereitet und geschmackssicher kombiniert daher wie die süße Interpretation eines „Insalata Caprese“ mit dem Akkord von Tomate, Basilikum, Olivenöl und Mozzarella als Schaum, Sorbet und Flakes. Und weil sich die glasweise dazu eingeschenkten Tropfen mit eigentlich allen Gerichten zu stimmigen Pairings vereinen, lohnt es sich hier in jedem Fall immer, auch Serhat Aktas‘ Weinreise zu buchen.

Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.



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