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Seit einer halben Ewigkeit ist Christians Restaurant nicht nur das kulinarische Zentrum des kleinen Örtchens Kirchdorf bei Haag – was bei gefühlt drei Häusern rund um die Kirche auf dem Dorfhügel auch gar nicht so bemerkenswert wäre – sondern eine verlässliche Anlaufstelle für Genießer auch aus dem weiten Umland zwischen München, Landshut und Rosenheim. Das historische Gasthaus, das eine einzigartige genussvolle Heimeligkeit ausstrahlt, mit klassischer Holztäfelung, prunkvollen Gemälden und allgegenwärtiger Dekoration aus feinem Wein, edlen Bränden und blitzblanken Gläsern, die darauf warten, befüllt zu werden, hat einen besonderen Charme.
Einzigartig sind vor allem auch die authentische, unaufgeregte Herzlichkeit (gepaart mit hoher Kompetenz) von Gastgeberin Christiane Grainer und die gänzlich von Moden und Trends losgelöste Küche des Teams um Christian Grainer, das hier seit über 30 Jahren in einer Art Wohnküche am holzbefeuerten Herd die Tugenden klassischer Kochkunst zelebriert. Dazu gehören neben kompromissloser Produktqualität, die nicht zuletzt durch die Beschränkung auf ein tägliches maximal sechsgängiges Überraschungsmenü hochgehalten wird, insbesondere komplexe kraftvolle Saucen und der völlige Verzicht auf jede Art von aufgesetzter Spielerei oder gar Effekthascherei.
In diesem Sinn stimmte beim letzten Besuch neben einer bemerkenswert guten Brotauswahl aus autochthonem regionalem Getreide ganz passend eine meeresfrisch-jodige irische Felsenauster ganz puristisch nur mit etwas Gurken-Schalotten-Vinaigrette auf das Menü ein. Kann man machen, wenn die Qualität so gut ist wie in diesem Fall! Da konnten die verschiedenen Tomaten-Varietäten in der ersten Vorspeise tatsächlich nicht ganz mithalten – trotz ausgeprägt unterschiedlichem Geschmack fehlte hier im März noch ein wenig die Sonnenpower von perfekten Sommertomaten. Dafür zeigte die Kombination mit Kräuteröl und Salzflocken, die den Tomatengeschmack gekonnt pushten, cremigen Mozzarellabällchen, eher festfleischiger gebeizter Kardamom-Forelle, geröstetem Buchweizen und ein bisschen prägnantem Bärlauchpesto gewohnt sicheren Umgang mit natürlich-intensiven Aromen, die für animierende Dynamik auf dem Teller sorgten.
Eher in die gediegene Wohlfühlrichtung ging es dann beim offenen Raviolo aus zartem Kerbel-Nudelteig mit Zickleinragout. Und das ist eine Richtung, in der die Grainer‘sche Küche seit jeher besonders hoch punktet. Entsprechend sorgten dann auch hier kraftvolle Tiefe, eine feine Zwiebelsüße, Kapernsäure, Kräuterduft und extra viel harmonisches Umami von soft getrockneten Tomaten für einen runden gelungenen Eindruck, der tatsächlich nichts weiter als reichlich geröstete Pinienkerne und zarte Parmesanflocken brauchte, um auf völlig unaufgeregt geschmacksstarke Art zu überzeugen.
Richtig grandios wurde es dann aber bei dem am Knochen gegarten und im Ganzen am Tisch tranchierten Kalbsrücken unter locker-saftiger Walnusskruste. Allein das zarte, saftige und intensive Fleisch samt seiner eleganten, natürlich leicht gebundenen Sauce, die in dieser hohen Qualität und Finesse auch aus der Hand von Hans Haas oder Sigi Schelling hätte stammen können, war ein Fest klassischer Kochkunst. Aber auch das scheinbar schlichte Arrangement mit zarten Karottenscheiben, grünen Schnittbohnen mit Schnittlauch für etwas grüne Frische und eine mit lebendiger Säure angereicherte Artischockencreme fügten sich überraschend feinsinnig ein. Genau wie der von der charmanten Gastgeberin dazu eingeschenkte, mit feinkörnigem Tannin und Eleganz begeisternde sardinische Rotwein aus der Magnum. Stark!
Und auch im süßen Bereich punktete die Küche wieder mit viel klarem intensivem Geschmack anstelle technisch gestylter Optik und kombinierte ein rahmig-mildes Kamilleneis mit zart vanilleduftigem Apfel, gerösteten Piemonteser Haselnüssen und – ein klein wenig überproportioniert – zusätzliche Tiefe und Schmelz liefernde Schokoladenmousse-Nüsse mit Haselnusskern.
Für die Getränkebegleitung empfiehlt es sich entweder direkt zu Mehreren anzureisen und in der mit unzähligen raren und gereiften Weinen vor allem aus Deutschland und dem Burgund bestückten Weinkarte zu stöbern – oder sich einfach in die Hände von Christiane Grainer zu begebenen, die auch offen ausgeschenkt hohes Niveau und gekonntes Pairing garantiert.
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