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Fotos: Brockel Schlimbach im Burgrestaurant Nideggen

Brockel Schlimbach im Burgrestaurant Nideggen

Kirchgasse 10 a
52385 Nideggen
02427-9091066

aktualisiert: 06 / 2023
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Fr u. Sa ab 18 Uhr, So von 12-13.30 Uhr, Mo-Do Ruhetag
Menüs: 135-155 €

Herbert Brockel und sein Husarenquartier waren schon einst in Erftstadt eine Hausnummer – das gemeinsame neue Restaurant mit Geschäfts- und Herdpartner Tobias Schlimbach hat sich binnen weniger Jahre auch schon wieder fest etabliert. Wobei das kleine, nur zu drei Servicezeiten am Wochenende geöffnete Gourmetrestaurant freilich nur die Kür des Ganzen ist und das Geld mit dem Restaurant Kaiserblick, dem Burg-Biergarten und jeder Menge Orte für größere Veranstaltungen und Feierlichkeiten verdient wird. Aber umso schöner, dass in dem dunkel holzvertäfelten Raum mit modernen und frechen Accessoires sowie Ausblick ins Tal trotzdem auch die Feinschmecker regelmäßig ambitioniert bekocht werden.

Das geschieht Freitag- und Samstagabend sowie Sonntagmittag in Form eines einheitlichen sechsgängigen Menüs, das keiner bestimmten Stilrichtung zuzuordnen ist, aber ganz klar in der klassischen französischen Küche zuhause ist. Brockel und Schlimbach veranstalten auf ihren Tellern wenig Schnickschnack, kochen und arrangieren aber trotzdem mit Fingerspitzengefühl und Gestaltungsfreude und stehen für satte, schnörkellose Geschmacksbilder.

In dieses Bild passten Preiselbeerbutter und Maronenmousse zu unterschiedlichem sehr gutem warm serviertem Brot und drei Fingerfood-Petitessen von Ente, Sardelle und Grünkohl als ausdrucksstarke Opener. In dieses Bild passte aber auch die schön dünne, mit Sauerkraut gefüllte Teigtasche, die zusammen mit einem Klecks Kartoffelpüree in einem Sud von und mit gepickelten Pilzen in angenehm säuerlich-umamiwürzigem Umfeld angeschwommen kam.

So richtig los ging es beim letzten Mal mit einem Duett aus zartem, fast schon schmelzigem Tatar und glasig-knackigem gebratenem Schwanz der Garnele, die im Kreise wohlproportionierter Schwarzwurzelkomponenten (knackig, knusprig, cremig), dem zusätzlichen Schmelz einer Koriandermayonnaise sowie der Frische von säuerlicher, mit Schnittlauchöl aromatisierter Vinaigrette eine leichte, aber alles andere als seichte Vorspeise aufs Porzellan legten.

Handfester wurde es mit angeröstetem und à la minute ziemlich kräftig angeräuchertem Spitzkohl. In Kombination mit Dörrpflaumenpüree, einer mit Sternanis aromatisierten Hollandaise und Gewürzbröseln war das schon ein recht schmissiger und attraktiver Akkord, den die rauchig-kokeligen Noten vom Kohl, die tiefe dunkle Süße der Dörrpflaume, der säuerliche Schmelz der schaumigen Hollandaise und die von Fenchelsaat leicht ätherische Würze der Brösel anstimmten.

Fein ausgeführte frankophile Klassik bot dann die Seezungenroulade in optimaler Konsistenz, die fest und fleischig, aber eben nicht zäh, zusammen mit Miesmuscheln und quasi von Kopf bis Fuß verarbeitetem Blumenkohl einen ebenso pointierten wie facettenreichen Fischgang ausmachte. Insbesondere dank der Salzzitrone, die mutmaßlich auch in der von Blumenkohlgrün und verschiedenen Kräutern geprägten leicht rahmgebundenen Sauce eine Rolle spielte, wirkte das Ganze auch nicht kohlgemüsig und breit, sondern schön frisch und schlank.

Originalität und Kompositionsgespür bewies das Köche-Duo insbesondere auch mit einem vor dem eigentlichen Hauptgericht servierten weiteren Gang vom Reh, bei dem zartfleischige roh marinierte Scheiben aus der Rehkeule mit geschmortem Radicchio, Birne und Kürbiskern in einen spannend säuerlich-bitteraromatischen Kontext gebracht wurden. Auf dem Teller des eigentlichen Hauptgangs gab es anschließend den Rücken des Rehs, nur gewürzt und ansonsten ganz blank belassen und als solches perfekt auf den Punkt gebraten: mit zartem Biss, Saft und Eigengeschmack, vom Produkt selbst her nur minimal mürbe. In Kombination mit krosser, weicher und cremiger Topinamburknolle, knackigen Rosenkohlblättern, Cranberries und einer maßvoll reduzierten Jus war das ein tadelloses Wildbret.

Viel Spaß machte auch der Nachtisch, eine mit kurz abgeflämmter Baisercreme getoppte Armer-Ritter-Schnitte mit Blutorangenkomponenten, einer glatt-schmelzigen Nocke von mit Grand Marnier aromatisiertem Vanilleeis und Milchhaut-Chips. Nur die Creme von verbrannter Milch, die dem Ganzen einen verwegenen Akzent verleihen sollte, fanden wir in dem Zusammenhang etwas zu rauchig und vorlaut, was den guten Gesamteindruck aber auch nicht wirklich trüben konnte.

Unterm Strich war das also auch in diesem Jahr wieder souverän schwankungsfreie, durchaus anspruchsvolle, aber nicht überambitionierte Sieben-Pfannen-Küche auf Burg Niedeggen – sympathisch familiär serviert und von gut auf einzelne Gerichte abgestimmten Weinen glasweise begleitet.

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