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Abends |
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Do-Sa ab 18 Uhr, So von 12-13.30 Uhr, Mo-Mi Ruhetag |
Menüs: 124-175 € |
Es klingt ein wenig wie im Märchen: hoch über Nideggen, in der imposanten Burg, gibt es ein Gourmet-Restaurant. Eigentlich gibt es dort sogar gleich mehrere Gastro-Konzepte, aber das „Brockel Schlimbach“ ist dasjenige mit dem höchsten Anspruch – benannt nach den beiden Chefs Herbert Brockel und Tobias Schlimbach, die auch im Service präsent sind, den ansonsten ihre Frauen Jutta Brockel und Daniela Schlimbach leiten. Ein Familienrestaurant also, aber eines von gleich zwei Familien. Im Sommer kann man auch auf der Terrasse im Innenhof speisen. Über dem Eingang haben Meisen gebrütet, im Busch wuselt eine kleine Eidechse, die französische Bulldogge Sir Henry bewacht den Eingang zur Küche und lässt sich auch gerne kraulen. Eifeler Burgidylle.
Auch auf dem Teller findet sich diese, zum Beispiel bei der „Butterlandschaft“ zu dreierlei Brot. Aus Karottencreme wurde eine kleine Möhre in strahlendem Orange geformt, auf malziger „Blumenerde“ aus Getreide angerichtet, darum Tupfer von Anisbutter und ganz außen Karottengrün-Öl. Der Gruß aus der Küche zeigt dann die Richtung der Doppelspitzen-Küche: Auf einer luftigen Süßkartoffelwaffel finden sich Röllchen von sous-vide gegartem Schweinebauch mit süßlicher Zwiebelfüllung sowie kleine knusprige Kartoffelblüten, dazu etwas dilllastige Kräutercreme. Rustikalität steht im Zentrum, ohne sie ihrer Wucht zu berauben wird sie gekonnt ins Fine Dining überführt. Die Süßkartoffel wirkt bei der starken regionalen Verwurzelung schon fast wie ein modischer Fremdkörper.
Auch bei der ersten Vorspeise kommt Schwein zum Einsatz, diesmal in Form eines intensiven hausgebeizten und geräucherten Schinkens, der zwei Jahre luftgetrocknet wurde. Kombiniert mit Erbsen, etwas Erbsencreme, Pfifferlingen, Röllchen von eingelegter Zitrone, Walnusscrunch und Maltodextrose, die hier (wie so oft) eigentlich nur einen optischen Effekt erzielt. Aber ansonsten geht das angepeilte Geschmacksbild gut auf, denn zum einen Teil wird die Nussigkeit des Schinkens unterstützt, zum anderen mit Erbsen leicht süßlich und mit den Zitronenröllchen frisch und herb akzentuiert.
Auch der nächste Gang ist auf sehr positive Art rustikal. Das Zentrum sind hierbei halbierte Morcheln, die mit Geflügelfarce gefüllt wurden. Gemeinsam mit weißen Spargelspitzen, Spargelscheiben und crunchy Kartoffelsphären – die leider etwas zu sehr nach Fett schmecken –sind sie auf einem halbrunden Spinatflan mit eleganten Bitternoten drapiert. Dazu wird noch eine klassische Rotweinbuttersauce angegossen, die das Arrangement auf süffige Art verbindet. Die Küche von Brockel/Schlimbach zielt auch hier auf direkte gustatorische Verständlichkeit, da ist nichts Angestrengtes, da wird nichts unnötig verkompliziert.
Im stärksten Gang des Menüs gelingt dies dem Duo ebenfalls mühelos. Beeindruckend ist hier auch die Qualität der lauwarm servierten trockengereiften Lachsforelle aus der Eifel. Darauf wurden leicht angeflämmte Kohlrabischuppen und gefrorene Buttermilchperlen appliziert, die für einen großartigen Textur- und Temperaturkontrast sorgen. Wie hier das vermeintlich Profane in Form von Kohlrabi und Buttermilch mit einem Edelprodukt vereint wird ist gleichermaßen souverän wie schlüssig. Seitlich neben der Forelle finden sich zudem zwei bissfeste Kohlrabiriegel mit süßem Cerealien-Crunch on top und angegossen wird ein Buttermilchschaum (die Sauciere bleibt am Tisch). Ein leichter, erfrischender Gang, dank Kohlrabi mit erdigen Noten und einem strahlenden Hauptdarsteller. Mit heimischem Gemüse geht man in Nideggen ausgesprochen gekonnt um!
Das Pré-Dessert ist von der Konzeption her simpel, leitet aber gekonnt über zum Hauptdessert: eine Cremenocke von weißer Schokoladenkuvertüre, über die Rhabarbersorbet, etwas Sauerklee und weiße Kuvertüre – jeweils in Flocken und gut verteilt – gegeben wurde. Dazu gesellen sich noch ein paar Stücke von eingelegtem Rhabarber und fertig ist eine kleine erfrischende Süßspeise mit präziser Frucht, angenehm zurückgenommen in der Säure.
Das Thema „Frucht/Cremigkeit/Kräuternote“ wird zum Finale in leicht süßerer Form variiert. Diesmal sind es in Scheiben geschnittene marinierter Erdbeeren, darauf Sauerrahm als Mousse sowie Sauerampfer als Sponges (sieht aus wie Moos), Öl und Sorbet. Als Deko und gewinnbringendes Knusperelement lagern zwei dünne „Scherben“ aus Milchhaut obenauf und die Kräuternoten des Sauerampfers aus dem Brockel‘schen Garten sind gekonnt als würzige Noten eingebunden. Ein frisches, sommerliches Dessert als Abschluss eines Menüs, das in vielen Produkten seine Region widerspiegelt und feiert.
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