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Fotos: Bootshaus

Bootshaus

im Weissenhaus Private Nature Luxury Resort
Parkallee 1
23758 Weissenhaus
04382-92620

aktualisiert: 12 / 2023
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Täglich ab 18 Uhr, kein Ruhetag
Hauptgerichte: 36-79 €,
Menüs: 95 €

Die gute Nachricht gleich vorweg: Nach einem etwas heterogenen Eindruck im Vorjahr haben wir in der aktuellen Testsaison in dem zum luxuriösen Weissenhaus Private Nature Luxury Resort gehörenden, aber etwas abseits des weitläufigen eingezäunten Grundstücks direkt am Strand gelegenen Restaurant Bootshaus wieder auf einem deutlich anspruchsvolleren Niveau gegessen. Der Grund hierfür liegt offenbar in der Rückkehr von Küchenchef Christopher Schlang, der hier nun wieder verantwortlich zeichnet und diesen luxuriösen und heimeligen Platz, der leicht erhöht direkt auf der Düne liegt und von dessen geschmackvoll wohnlich eingerichteten Gastraum aus man einen unverstellten weiten Ausblick übers Meer genießt, auch aus kulinarischer Sicht wieder deutlich interessanter macht.

Selbst wenn die Sonne längst untergegangen ist, stellt das behaglich illuminierte Lokal ein sehr angenehmes Ambiente, um die stark mediterran beeinflusste Küche in vollen Zügen genießen zu können. Im Sommer verweilt man selbstverständlich auf der Terrasse und kostet dort die maritime Idylle voll aus. Mittags präsentieren sich die Gerichte stilistisch etwas traditioneller, das Angebot ist schlichter und der Umfang reduzierter, abends sind die Teller dann aber mit eigenen unkonventionellen Ideen und kreativen Schlenkern gespickt und bisweilen auch mit exklusiveren Produkten bestückt. Die Qualität dieser Produkte beginnt schon bei sehr gutem italienischem Landbrot, warm serviert, mit Olivenbutter und Olivenöl.

Das Vitello Tonnato war freilich etwas anders interpretiert, als man es hierzulande in 99 von 100 Ristoranti serviert bekommt. Also kein Kalbsbraten-Aufschnitt auf sämiger Thunfischcreme, sondern mit dünnen Scheiben vom rosa gebratenen Kalbfleisch umwickelte Kalbstatar-Röllchen, die mit ringsum ganz kurz angebratenen und ansonsten roh marinierten Thunfischscheiben sowie Zitronenfilets und Kapern auf Thunfischcreme und Kapernmayonnaise drapiert waren.

Aufgrund der Tatsache, dass die Sauce zu den in jeder Hinsicht perfekten Spaghetti mit Vongolé dem brasilianischen Traditionsgericht Moqueca nachempfunden war, wirkte sie in ihrer recht würzigen und cremigen Konsistenz trotz vieler kleiner Stücke aromatischer Dörrtomaten nicht ganz so mediterran leicht, war aber in ihrer herzhaft maritimen Art den Muscheln trotzdem ein sehr adäquater und wohlschmeckender liquider Partner.

Überhaupt weckt hier so direkt an der Ostseeküste selbstredend alles, was mit dem Meer zu tun hat, in besonderem Maße die Begehrlichkeiten – auch wenn der Fang gar nicht unbedingt aus dem unmittelbaren Gewässer stammt. So wie beispielsweise der Seeteufel, der auch in seiner Kombination mit Peperonata, im Stil von Risotto zubereiteten Fregola Sarda, Kalamata Oliven und einer von der pikanten kalabresischen Streichwurst Nduja gezeichneten Sauce, ganz und gar Mittelmeer und nicht Ostsee war. Allein schon vor diesem Hintergrund wäre es noch attraktiver gewesen, der Fisch wäre tatsächlich wie annonciert „gegrillt“ gewesen und hätte neben zarten Röstaromen auch etwas mehr Hitze auf den Teller gebracht. Denn seine zupackenden Begleiter, aber auch der viele Saft im nur ganz sanft gegarten Filet, der dann beim Schneiden des Fischs austrat und den halben Teller unschön verwässerte, hätten das locker hergegeben. Mit mehr Zunder und Bratkruste wäre dann vielleicht auch nicht aufgefallen, dass unser Stück nicht sehr sauber pariert war und sich noch etwas von seinen untersten Hautschichten als uncharmant zähes Add-On an dem Fisch befand.

Wer sich generell lieber an Fleisch hält, kann das schon im Pasta-Bereich zum Beispiel mit den „Ravioli al brasato“ tun, bei denen die geschmorte Schulter unter der dünnen Nudelteighülle mit Feige, Cashewnüssen und aus Salbei und Rucola hergestelltem Pesto eine reizvolle Verbindung eingeht. Oder bei den Hauptgerichten mit Rücken vom Salzwiesenlamm und geschmorter Backe von der holsteinischen Färse. Und egal für was man sich entscheidet: auf ein Dessert verzichten sollte man unter keinen Umständen. Denn auf unseren „Mela verde“, die Nachtischkreation vom grünen Apfel aus hauseigenem Anbau, der hier als Sorbet und Mousse nebst einer mit weißer Schokolade besprenkelten Praline aus Joghurtmousse, Zitronengel und -creme auf Basis weißer Schokolade sowie karamellisierten Walnüssen eine äußerst wohlgelungene Figur machte, hätten wir nur ungern verzichtet.

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