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Täglich von 13-16.30 Uhr u. ab 18 Uhr, kein Ruhetag |
Hauptgerichte: 25-59 €, Menüs: 95 € |
Das zum luxuriösen Weißenhaus Grand Village Resort & Spa gehörende, aber etwas abseits des weitläufigen eingezäunten Grundstücks direkt am Strand gelegene Restaurant Bootshaus ist ein ganz wunderbarer Platz. Leicht erhöht, direkt auf der Düne, genießt man aus dessen geschmackvoll wohnlich eingerichteten Gastraum unverstellten weiten Ausblick übers Meer. Und selbst wenn die Sonne längst untergegangen ist, stellt das behaglich illuminierte Lokal ein sehr angenehmes Ambiente, um die Küche in vollen Zügen genießen zu können. Im Sommer verweilt man selbstverständlich auf der Terrasse und kostet dort die maritime Idylle voll aus.
Seit unserem letzten Besuch hat es einen Küchenchefwechsel gegeben und der Inhalt der Speisekarte, die nun von Matthias Becher verantwortet wird, liest sich insgesamt noch ein wenig spezialisierter der mediterranen Küche im Allgemeinen und der Italienischen im Besonderen verschrieben. Mittags stilistisch etwas traditioneller und schlichter sowie im Umfang reduzierter, abends dann durchaus mit eigenen unkonventionellen Ideen und kreativen Schlenkern, aber bisweilen auch mit exklusiveren Produkten bestückt. Und die guten Grundprodukte sind dann auch der Trumpf der Bootshaus-Küche, was bereits beim saftig-lockeren Landbrot mit schöner aromatischer Kruste beginnt, das optional zusammen mit fruchtigem Tomatenpesto und hochwertigem Olivenöl an den Tisch kommt.
Auch an der maritimen Einlage der „Cacciucco alla Livornese“ war aus qualitativer Sicht nicht das Geringste auszusetzen. Die von einer mit Olivenöl angerösteten und mit einer Art Sauce Rouille bestrichenen Focaccia-Schnitte eskortierte Fischsuppe selbst hatte allerdings eine etwas dünne Basis, hätte ruhig gehaltvoller und etwas aromatischer sein dürfen. Auch die seltsam schwammigen Wurzelgemüsebällchen, die neben Fisch, Schalen- und Krustentier darin schwammen, wirkten nicht sonderlich proper. Letztlich fehlte dem Ganzen dann doch irgendwie der Pep.
Auch auf anderen Tellern war festzustellen, dass den Gerichten immer wieder mal ausgerechnet genau das abgeht, was die mediterrane und insbesondere auch die italienische Küche eigentlich ausmacht: kraftvolle natürliche Aromen, Kräuterwürze, Olivenöl, Zitrone, pikante Schärfe… So ging zum Beispiel auch den im Paella-Style zubereiteten, aber mit Risoni-Nudeln auf Italianità getrimmten gegrillten Meeresfrüchten nicht nur das Herzhafte ab – das maritime Mischgericht schmeckte auch nicht wie eine harmonische Einheit, sondern wie ein buntes Allerlei.
Dem schön zart geschmorten und mit knusperperlen beflockten Pulpo auf seinem leider noch recht roh und ungehobelt wirkenden Peperonata-Bett fehlte nach unserem Gusto auch das Rückgrat, denn die begleitende Salsiccia-Sauce ließ die typische würzige Note der meist beherzt mit Fenchelsaat gewürzten Wurstspezialität vermissen und schmeckte auch vorwiegend gemüsig nach Paprika. So entstand ein eher eindimensionales Geschmacksbild. Deutlich besser gelangen dem Team die angenehm dünnteigigen und sehr saftig und fleischig mit Brasato gefüllten Ravioli, die im Verein mit säuerlich mit Senfsaat eingelegter Cime di Rapa, Blattspinat und als Espuma aufgespritztem Nussbutterschaum zum Besten gegeben wurden. Das schmeckte rund, das hatte mehr Tiefe, da wurde das Säuerlich-Vegetabile vom Nussbutterschaum und dem natürlichen Umami des Schmorfleischs harmonisch eingefangen und es entstand eine gewisse Dynamik, die man auf den anderen Tellern vermisste.
Das geschmorte Fleisch vom Holsteiner Rind konnte man auch als Hauptgang genießen, da allerdings in Gestalt der Bäckchen, ebenfalls sanft alla Brasato in Rotwein geschmort und mit ligurischem Gemüse, Polenta und der Schmorjus serviert. Wer sein Fleisch lieber kurzgebraten und in Sachen Rezeptur etwas heimischer mag, wird vielleicht mit gegrilltem Kotelett vom Havelländer Apfelschwein glücklich, das mit Herbstpilzgemüse, Zwiebelgewächsen, eingelegten Maroni und Sellerie eher den holsteinischen Herbst als den sommerlichen Süden auf den Teller bringt.
Das alles wird weiterhin von einem engagierten und sehr zuvorkommenden Serviceteam zu Tisch gebracht und auch die attraktive Weinkarte, in der man zwar keine Schnäppchen, aber europaweit viele gute Begleiter für die Küche finden kann, bietet gute Gründe, um hierherzukommen. Wenn sich jetzt die Küche künftig etwas mehr auf einen ausgeprägten vollen Geschmack ihrer Kreationen und auf bestimmte wichtige Feinheiten besinnt und so das Preisniveau in einem milderen Licht erscheinen lässt, wirkt auch das Kulinarische in Relation wieder stimmiger.
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