Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Di-Sa von 12.30-13.30 Uhr u. ab 17.30 Uhr, So u. Mo Ruhetag |
Hauptgerichte: 26-44 €, Menüs: 69-79 € |
Das Hotel Papa Rhein in absoluter Gunstlage direkt am Rheinufer, mit imposantem Ausblick auf die Weinberge sowie das Niederwalddenkmal und Rüdesheim auf der anderen Flussseite, würde mit seinem modernen Design, dem zeitgemäßen Komfort und überdurchschnittlichem Wellnessangebot vermutlich auch ohne eigenes Restaurant Erfolg haben. Dass es trotzdem eines hat, noch dazu ein sehr großzügiges und attraktiv luftig designtes, das mit Nils Henkel federführend von einem der deutschen Top-Köche der vergangenen zehn, zwanzig Jahre verantwortet wird, ist umso bemerkenswerter.
Und das Beste daran ist in unseren Augen, dass Henkel hier konzeptionell nicht an Fine-Dining-Zeiten anknüpft und für ein exklusives Gourmetpublikum hochpreisige Menüs kocht, sondern zusammen mit seinem Team um Küchenchef Michel Gietz ein deutlich bodenständigeres, familientaugliches Gastronomiekonzept mit zwar gehobener, aber durchaus sehr moderater Preisgestaltung realisiert. Und dass auf den Tellern damit trotzdem bisweilen erstaunliches Niveau erreicht wird.
Ebenfalls erstaunlich, oder im Vergleich zu anderen Restaurants zumindest atypisch, dass das Referenzprogramm hier eher mittags geboten wird: Am Abend steht mit einem täglich wechselnden 3-Gang-Menü mit Variationsmöglichkeiten eher etwas schlichtere Performance auf dem Programm – das ganze Können der Bootshaus-Küche wird am Mittag präsentiert, wenn es auch mehr Auswahl à la carte gibt. Und zu dieser Zeit bewegt sich das Kulinarium jetzt auch wieder ganz klar auf jenem hohen Level, auf dem es uns auch schon im Eröffnungsjahr begeisterte, als wir das Bootshaus zu unserer „Neueröffnung des Jahres“ ausgezeichnet hatten.
Mit wieviel Qualitätsbewusstsein, Gespür für Produkte und Aromen, aber auch für Formen und Farben hier gekocht wird, das zeigte bei unserem jüngsten Besuch schon gleich die Vorspeise von Lachs und Thunfisch. Die beiden lagen in Referenzklasse – der eine ganz mild gebeizt und festflesichig-mager, der andere köstlich fettschmelzig und klararomatisch – und in genau der richtigen Schnittstärke, um ihren Charakter voll ausspielen zu können, auf einem cremigen Avocado-Sockel und waren mit Ingwergel, Papaya-Relish, Algensalat und Gurken-Wasabi-Sorbet spannend dynamisch akzentuiert. Was sich hier ebenfalls deutlich darstellte, war die Tatsache, wie tiefenscharf die Kompositionen sind und wie klar freigestellt die einzelnen Komponenten und Aromen wirken.
Das verdeutlichte auch der Fischgang um eine hohe Tranche vom exzellenten Zander, der behutsam gewürzt, kross auf der Haut gebraten, darunter fest und glänzend aufblätternd, in Gegenwart einer süffig mit Jus aufgesogenen und knusprig ausgebackenen Ochsenschwanz-Praline mit Wachtelspiegelei auf seinem Perlgraupensockel thronte. Frische Kräuterwürze an den Graupen und in einem Tupfen Mayonnaise lieferte sich mit der intensiv rotweinfruchtigen, straff säuerlichen, aber perfekt rund und harmonisch ausbalancierten Buttersauce ein animierendes Match. Da war alles auf den Punkt gebracht, da war Spannung drin und trotzdem auch ganz viel Harmonie. Da griff alles wunderbar zusammen und trotzdem stand alles auch irgendwie für sich.
Funktionierte zuletzt auch in einer mediterranen Variante bestens: nämlich mit Knurrhahnfilet, welches umgeben von zarten Pulpo-Stücken auf einer Scheibe geschmorter Aubergine aufgebahrt war. Flankiert von einer Arancini-Variante, bei der mit herzhaft pikanten Chorizo-Würfeln vermengter Safranreis nicht wie üblich als panierte und dann frittierte Bällchen, sondern als von knusprigem Kataifistoh umhüllter Barren interpretiert war. Umgeben von einem alles kraftvoll umarmenden dunklen Paella-Sud, der einmal mehr die Stärke der Küche für druckvolle und zugleich elegante Saucen unter Beweis stellte.
Wer lieber Fleisch ist, bekommt mit dem 36 Stunden zu butterweicher Perfektion gegarten und dann kross angerösteten Bauch vom Kraichgauer Schwein mit Teriyakisauce, Kimchi, Dim-Sum und Pilzen oder orientalisch angehauchtem Ried-Gockel mit Molejus, Kichererbsenschnitte und Gewürzkarotten spannende Alternativen. Im Grunde aber liegen die Stärken von Nils Henkel aber auch und insbesondere in der vegetarischen Küche und das zeigt er heute mit ausgefeilten Gerichten wie der gefüllten Artischocke mit Spinat, Eigelb und jungem Lauch oder mit Miso geschmorten Aubergine mit Kräutern, Meerrettich und Limone in Teriyakibouillon noch genauso wie einst in Schloss Lerbach oder auf Burg Schwarzenstein.
Auch die Patisserie war jüngst wieder voll und ganz auf der Höhe und präsentierte uns mit einem glasierten Zwetschgen-Donut (halb gebacken, halb Mousse) nebst eingelegten Zwetschgen, Zwetschgensud, Ganache und rotem Shiso-Sorbet ein ausgereiftes Dessert, das alle positiven Eigenschaften besaß, die auch die herzhaften Gerichte auszeichnen. Die ansprechende Wein- und Getränkeauswahl sowie das reelle Preis-Genuss-Verhältnis und die entspannte Gangart tragen ebenfalls zum attraktiven Gesamtbild bei.
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