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Fotos: Bernstein

Bernstein

im Strandhotel Ostseeblick
Kulmstr. 28
17424 Heringsdorf
038378-54297

aktualisiert: 06 / 2024
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Täglich von 12-14 Uhr u. ab 18 Uhr, kein Ruhetag
Hauptgerichte: 36-40 €,
Menüs: 49-109 €

Heringsdorf muss man verstehen. Die zahlreichen Villen, Hotels und Ferienwohnungen beherbergen ganz unterschiedlich motivierte Reisende, die auch ganz unterschiedliche kulinarische Bedürfnisse haben. Überschaubar lang ist die Saison, und die für riesige, teure Menüs und High-End-Küche aufgeschlossenen Touristen dürften selbst im Juli und August nicht in der Mehrheit sein. Auch die Lage der gastronomischen Betriebe spielt eine Rolle, wie man am Bernstein in Downtown Heringsdorf erkennen kann. Das Restaurant ist groß, es gibt zahlreiche Tische, und der Ausblick gilt als unschlagbar. Die Betreiber und Küchenchef Arjan Mensies müssen also den Spagat wagen zwischen den Erwartungen der Gourmets einerseits und den eher an komfortabler Sättigung interessierten Kunden andererseits.

Doch das scheint ausgezeichnet zu gelingen, wie wir am Beispiel des Überraschungsmenüs in fünf Gängen auch beim jüngsten Testbesuch wieder erfuhren. Nach Focaccia mit Bärlauchbutter gab es eine in ihrer Schale angerichtete Auster mit Kartoffelespuma und Zitrusgel als fruchtig-salzig-süffiger Küchengruß. Die geräucherte Entenbrust mit Papadam, Vadouvan und Chicorée brachte eine unerwartet weltläufige Vorspeise auf den Teller; man musste bloß schnell essen, denn sobald die Papadam-Blätter durchweichten, verlor dieser Gang seinen Charme.

Jakobsmuscheln waren von guter Produktqualität und prima gegart, mit Blumenkohlpüree und Cashewnüssen auf zurückhaltende Weise umrahmt; die ebenfalls beigefügte Sommertrüffel war dagegen weder sonderlich ausdrucksstark noch sinnvoll. Dem Trend, recht viel auf den Teller zu packen, folgte der Lachs mit Umeboshi, Karottenpüree, fermentiertem Knoblauch, gebeiztem Eigelb, Orange als Gel und in Form von Segmenten. Überraschenderweise passte aber alles sehr gut zusammen, der Lachsgeschmack wurde nicht überlagert, und korrekt zubereitet war der Fisch auch. Nicht nur bei diesem Gang zeigte sich der Service von der aufmerksamen und höflichen Art, nie hatten wir das Gefühl, vernachlässigt zu werden; auch die Weinempfehlungen gefielen.

Dass statt Prestigeweinen vor allem persönlich ausgesuchte Sorten auf dem Getränke-Programm stehen, ist den Inhabern des Hauses hoch anzurechnen. Erzeuger wie Schloss Proschwitz und Pawis, renommierte Vertreter der Neuen Bundesländer, erwartet man fast schon, aber dass das Moselweingut Rosch, seines Zeichens ein echter Geheimtipp unter den Winzern, mit gleich mehreren, sehr sympathisch kalkulierten Flaschen mit von der Partie ist, überraschte angenehm. Auch eine so präzise Zusammenstellung von südafrikanischen Weinen – etwa von Stark-Condé – hätten wir auf Heringsdorf nicht unbedingt erwartet. Schließlich verblüffte auch das Angebot an Alkoholfreien.

Apropos Überraschung: Dass das Friesische Rinderfilet – durchaus kernig im Geschmack und fest, aber keineswegs zäh im Biss – mit einer dünnen Scheibe Lardo belegt wurde, war sinnvoll. Geschmorter weißer Spargel und Bärlauchgnocchi gingen als handwerklich tadellos durch. Beim Dessert ging es, anders als beim fokussierten Fleischgang, dann wieder üppig zur Sache. Waldmeistermousse, weiße Schokoladenmousse, Erdbeeren als Sorbet und Espuma, Basilikum und Zitrusgel: Da wurde reichlich aufgetischt. Unter dem Strich war das vielleicht ein bisschen zu viel und auch eine Spur zu süß, aber Spaß gemacht hat der Nachtisch schon, weil auch die Patisserie ihr Handwerk beherrscht.

Zum Schluss noch ein Dulce de Leche mit Streusel und die Erkenntnis, dass man im Bernstein eine Menge für sein Geld bekommt und nicht nur gepflegt satt wird, sondern dies auch auf sehr unterhaltsame Weise geschieht. Der Küchenchef schaute obligatorisch auch noch am Tisch vorbei und machte einen gutgelaunten Eindruck – der Mann scheint Freude an seiner Arbeit zu haben, und das ist doch so ziemlich das Wichtigste. Uns hat es auch wieder großen Spaß gemacht und wir freuen uns schon auf den Besuch in der nächsten Saison.

Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.



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