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Das kleine charmante Esszimmer nahe des historischen Berchtesgadener Ortskerns hat sich mit seiner einladenden Mischung aus alter heimeliger Bausubstanz, individuellen modern-rustikalen Designelementen und einer ebenso einfallsreichen wie unkomplizierten Gourmetküche mittlerweile fest in der Region etabliert. „Hut ab!“ dafür, denn das ist in der beliebten Urlaubsregion, in der bodenständige (aber oftmals gar nicht so gute) Traditionsküche bei Einheimischen wie Touristen deutlich besser funktioniert als anspruchsvolle Kost, beileibe keine Selbstverständlichkeit.
Roxana und Maximilian Kühbeck machen hier im kleinen Familienverbund aber scheinbar vieles richtig. Mit einer unkomplizierten, persönlichen Gangart im Umgang und einer clever aufgestellten kleinen Auswahl von Gerichten, aus der auch ein vegetarisches und nicht-vegetarisches Menü angeboten wird, tritt so etwas wie Schwellenangst nicht mal ansatzweise auf. Und die einfallsreichen Teller, die mit viel Substanz, intensivem natürlichem Geschmack und einer attraktiven regionalen Produktpalette punkten, bleiben ebenfalls leicht zugänglich und sind damit für ein breites Publikum prädestiniert.
Dass an manchen Stellen mögliche Feinheiten zu Gunsten von viel Power nicht so ganz zur Geltung kommen, verhindert vielleicht eine noch höhere Bewertung, ändert aber nichts am rundum stimmigen Gesamteindruck. Dafür gibt es in Gerichten wie dem zart gebratenen, schmelzigen Kalbsbries in knackig frischer Begleitung von verschieden gegartem und eingelegtem Gemüse – teils mit leichter Süße (Rübencreme, geröstete Karotte…), teils mit kecker Säure (marinierte Röllchen aus Karotte und Rettich…) – sowie dem ätherischen Boost verschiedener Kräuter und röstig-nussigen „Kerndln“ einfach zu viel zu entdecken und zu viel guten Geschmack.
Das traf genauso auch auf die verschiedenen Tomatenzubereitungen zu, die – kompakt angerichtet – vom lebendig frischen Sud über unterschiedlich stark confierte Stücke bis zu einer enthäuteten und mit rauchig-cremigem Räucherforellen-Tatar gefüllten Tomate im Zentrum viel differenzierten Produktcharakter und eine hohe Umami-Fülle boten. Und die als Kontrast tatsächlich nicht mehr als die hochintensiven gerösteten Pinienkerne benötigten.
Wie es bereits die annähernd 50/50 aufgeteilte Karte nahelegt, werden die vegetarischen Gerichte hier nicht bloß als notwendiges Zusatzangebot gesehen, sondern mit der gleichen Hingabe konzipiert und gekocht wie alles andere. Und so konnte auch die zarte, mit einem kleinwürfeligen Ragout aus Zucchini und Aubergine gefüllte Artischocke überzeugen. Angerichtet wurde das feinbitter-nussige Artischockenherz auf schmeichelnd cremiger weißer Polenta, weitere Akzente kamen von halbgetrockneten Tomaten, geschmorter Schalotte, Rucolapesto und einem locker-frischen Topping aus Bittersalatspitzen. So ergab sich auf engem Raum mit ganz natürlichen Mitteln ein harmonischer Verlauf von wohlig-cremig über konzentriert-aromatisch bis zu lebendig-frisch. Sehr fein!
Eine mögliche Alternative im Hauptgang gab es mit (etwas zu) kräftig-kross gebratenem Zander, der mit safranduftigem Fenchel, hochintensiv mit einem Confit aus Gemüsen und Mandel gefüllten Zucchiniröllchen und zarten Safrangnocchi ein weiteres Mal einen echten Power-Gang lieferte. Einzig der begleitende Safranschaum verflüchtigte sich auf dem Teller etwas zu schnell und konnte so wenig Akzente setzen.
Derartige Kritikpunkte sind in der Gesamtschau aber eher Kleinigkeiten und in diesem Fall schon beim ebenso klassischen wie perfekt umgesetzten Dessert aus zarten Topfen-Nougat-Knödeln in üppiger Bröselhülle, die von einem Röster aus schmeckbar vollreifen Marillen und schmelzig-duftigem Vanille-Eis begleitet wurden, schon wieder vergessen. Als etwas modernere und kreativere Alternative kombinierte der Chef zuletzt verschiedene Schokoladenzubereitungen von einem saftigen gebackenen „Kuchen“ über luftige, mit Himbeerwasser getunte Mousse bis zu festeren, knusprigen „Schokoladensteinen“ und karamellisierten Haselnüssen in unterschiedlichen Texturen. Hier hätten allerdings die annoncierten Himbeeren, die nur als einige naturbelassene Beeren dazugegeben wurden, noch etwas prägnanter als fruchtiger Kontrast eingesetzt werden können. Aber für Schokoladenfreunde war das Dessert auch so die reinste Freude…
Dazu gibt es eine kleine, aber feine Weinauswahl in der gleichen attraktiven Kalkulation wie der Rest des Angebots – und auch glasweise immer lohnende Empfehlungen!
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