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Mo u. Do-Sa ab 18.30 Uhr, So von 12-14 Uhr u. ab 18.30 Uhr, Di u. Mi Ruhetag |
Hauptgerichte: 45-52 €, Menüs: 165-230 € |
Die malerisch am Fuße der steilen Radebeuler Weinberge gelegene Villa Sorgenfrei gehört mit ihrem Gourmetrestaurant zu einer der ganz großen Konstanten rund um Dresden. Auch wenn es hier über die Jahre immer mal wieder personelle Veränderungen gab, wurden in dem von Stefan Hermann betriebenen Restaurant durchgehend ein hoher Anspruch und hohes Niveau gehalten. Dass der ehemalige Garten- und Festsalon der Villa mit seinem stimmungsvollen noblen Ambiente auch einfach einen perfekten Rahmen für Gourmetküche bietet, ist da sicher nur ein weiterer Baustein für den anhaltenden Erfolg.
Im Dezember 2024 allerdings gab es den bislang radikalsten Personalwechsel in der Geschichte des Atelier Sanssouci: mit Sven Evers als Küchenchef, Carolin Vogt als Restaurantleiterin und Christoph Gerischer als Sommelier wurden gleich drei neue Köpfe für die hauptverantwortlichen Positionen des Restaurants vorgestellt. Und das gleicht dann doch beinahe einem kompletten Neustart, auch wenn sich weder am festlich-eleganten Ambiente noch am grundsätzlich hohen Eigenanspruch etwas geändert hat und auch das Konzept der Speisekarte, die sich auf ein einziges Menü in fünf bis zehn Gängen beschränkt, weitestgehend unverändert geblieben ist.
Entsprechend gespannt waren wir auf das „neue“ Atelier Sanssouci und auf das, was das Team um Sven Evers (der allerdings als Sous-Chef von Vorgänger Marcus Langer bereits vorher schon Teil der Belegschaft war) auf die Teller bringen würde. Der erste Eindruck: irritierend! Denn bei den einstimmenden Kleinigkeiten zu Beginn wagte man sich mit der Kombination von zweimal Obst in herzhaft-knuspriger Façon ein bisschen zu weit nach vorn; zudem waren die Bananenchips mit salzig-pikant marinierter Banane und eine Tartelette, gefüllt mit Mangochutney und einer etwas plakativen Mayo, aromatisch eher grob gestrickt.
Besser gelungen war ein knuspriger Teig-Doppelring, in dessen Zwischenraum eine intensiv kraftvolle Creme von Bete neben weiteren kleinen Bete-Komponenten und würzig cremigen Ziegenkäse-Bällchen in Leinsamen appliziert wurden. Das war clever und akkurat gemacht, wenn auch geschmacklich ein überraschend pikant-rustikaler Einstieg.
Eleganter wurde es dann beim ersten offiziellen Gang mit Gänseleber, die in homogen streichfähiger Konsistenz unter einem dünnen salzigen Mürbteig angerichtet war, der gewisse Röstnoten beisteuern konnte. Durch verschiedene Brombeer-Zubereitung gab es dazu einen herb fruchtigen Akzent und von einer Vinaigrette aus eingelegten Holunderblüten und -kapern einen noch stärkeren Kontrast, der letztlich sogar ein wenig zu harsch ausfiel. Hier wäre entweder eine insgesamt zartere Aromensprache oder eben eine ausdrucksstärkere Gänseleber-Zubereitung hilfreich gewesen. Im Idealfall sogar beides.
Ein einfallreiches und erfrischendes vegetarisches Intermezzo folgte mit einem Ring aus Joghurtmousse, die in Kombination mit säuerlich zugespitztem Grünkohlsaft, marinierten Apfelstücken und Apfelgel sowie etwas Nusscrunch in ihrem Zentrum ein dynamisches Geschmacksbild zeichnete. Separat wurden dazu in einem kleinen Schälchen mit Apfel-Grünkohlragout unter Molkeschaum die Produkte noch einmal anders und sogar noch etwas pointierter als auf dem eigentlichen Hauptteller variiert.
Es folgten kleine, kräftig angeröstete Jakobsmuscheln in guter (wenn auch nicht außergewöhnlicher) Qualität, die gemeinsam mit geflämmten Selleriewürfeln, einer Selleriecreme und ebenfalls geflämmten Lauchherzen ein erdig-würziges Ganzes ergaben. Das wurde ganz wesentlich von einer stoffig-frischen Muschelvelouté belebt und zählte somit auf eine aromatisch dichte und harmonische Art zu den besten Kostproben des Menüs.
Weniger harmonisch und elegant fiel dagegen der Hauptgang aus: In dessen Mittelpunkt stand eine gleichmäßig rosa gebratene Entenbrust mit knuspriger Haut, aber auch einem leicht derben metallischen Geschmack. Dazu lieferten helle, milde Schwarzwurzel-Komponenten und ein kantig herbes Orangengel eigentlich clever eingesetzte Kontraste und Akzente, die allerdings durch eine Wickelkloß-Scheibe aus sehr zähem Teig und dominanter Füllung aus Bröselschmelze sowie einen in dicker Panierung ausgebackenen Würfel aus Entenschmorfleisch aufgrund deren handwerklich und aromatisch recht grobe und rustikale Art wieder ein Stück weit konterkariert.
Den mit Abstand überzeugendsten Eindruck lieferte dann schließlich die Patisserie mit einem Délice von Milch und Honig, aufgebaut aus saftigem Biskuit, duftiger Creme und buttrigen Crumbles, getoppt von einer zart schmelzenden Eisnocke. Entscheidend dabei war aber eine ätherisch-herbe konzentrierte Zitronencreme, die punktuell und pointiert für starke Dynamik und Kontraste verantwortlich war.
Fazit: ein noch etwas holpriger Neustart. Während das Ambiente des Atelier Sanssouci unverändert reizvoll zu einem Besuch einlädt, wird nach unserer Einschätzung vor allem das Küchenteam den selbst formulierten hohen Ansprüchen (auch durch die aufgerufenen Preise) noch nicht vollumfänglich gerecht. Das Serviceteam agiert zwar auch noch nicht ganz so souverän und eloquent wie in der Vergangenheit, garantiert aber in jedem Fall einen entspannten und komfortablen Besuch, zu dem auf Wunsch auch lohnende Weinempfehlungen aus einem unverändert gut aufgestellten Keller gehören.
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