Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Mi-Sa ab 19 Uhr, So von 12-14 Uhr u. ab 19 Uhr, Mo u. Di Ruhetag |
Menüs: 225 € |
Dass der Europapark nicht nur Achterbahnfreunde begeistert, sondern auch für kulinarisch interessierte Besucher einiges zu bieten hat, hat sich inzwischen herumgesprochen. Welcher Freizeitpark verfügt schon über eine eigene Holzofenbäckerei? Im elsässischen Hartmannswiller eröffneten die Eigentümer des Parks kürzlich zudem das Restaurant „Amitié“ im Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft und mit „Eatrenalin“ wurde in Rust eine „multisensorische Fine-Dining- Experience“ auf „Floating Chairs“ mit „visuellen, akustischen, olfaktorischen, gustatorischen und haptischen Elementen“ geschaffen.
Letztere erlebten wir auch jüngst wieder vollzählig und aufs erfreulichste im unangefochtenen gastronomischen Kronjuwel des Vergnügungsparks: dem Restaurant Ammolite von Peter Hagen-Wiest, dessen klassisch grundierte, zeitgemäß leicht und geschmacklich enorm fein austarierte Küche wir seit Jahren schätzen. Dass die Ammolite-Speisekarte sie deutsch-französisch präsentiert ist keine Reminiszenz an die entsprechende und rückblickend etwas peinliche „Gourmet“-Mode der 1970er-Jahre, sondern schlicht der Tatsache geschuldet, dass hier – keine drei Kilometer von der Grenze entfernt – französische Genießer einen Gutteil des Gästekreises ausmachen, was natürlich immer ein hervorragendes Zeichen ist!
Da auch unter unseren westlichen Nachbarn immer mehr Menschen zu finden sind, die auf Fisch und Fleisch verzichten wollen, zugleich aber keine Beziehung zu den preußisch-protestantischen Assoziationen haben, die das Wort „Vegetarier“ hierzulande gelegentlich hervorruft, liest sich Hagen-Wiests vegetarisches „GREEN FOREST“-Menü so animierend wie nicht viele vergleichbare Angebote: „Bunte Möhren | Kokos | Curry“ beispielsweise, gefolgt von „Gnocchi | Erbsen | Pfifferlinge“, im Hauptgang „Radiccio Trevisano Risotto | Fourme d'Ambert | Walnuss“…
Wir entschieden uns dennoch für die omnivore Reise „AROUND THE WORLD“ und starteten im nahen Schwarzwald mittels einer dezent gebeizten, festfleischigen Traum-Forelle von der Fischzucht Zordel aus Neuenbürg, deren zarte Filets in Schlaufen mit einigen feingehobelten, marinierten Kohlrabi-Blättern zur Rose gelegt waren, die eine zart-knusprige Textur zusteuerten, während Forellenkaviar für mineralische Würze, ein Senfgurkengel für vegetabile Frische und eine super-zurückhaltende Holunder-Hollandaise ohne jede plakative Süße für eine elegante Verbindung sorgten. Top!
Eine perfekte Beherrschung des – andernorts gerne mal problematischen – Spiels mit der Süße demonstrierte Peter Hagen-Wiest auch beim folgenden Langostino-Carpaccio, das, versteckt unter einem Sanddorn-Curry-Schaum und einer ordentlichen Dosis vollreifer Papaya-Würfelchen, dennoch nicht unterging, sondern sich aromatisch souverän behaupten konnte. Wozu unterstützend à part ein im Brikteig ausgebackener Langostino von enormem Kaliber knusprig-saftig aufs Schönste beitrug. Zusammengenommen eine ausgezeichnete Deklination der spezifischen Qualität dieses schönen Krustentiers in kraftvoll-exotischer, animierend-würziger, komplexer, aber eben nicht zu dominanter Einfassung.
Nach den Abstechern in den Nordschwarzwald und an die Andamanensee führte die Weltreise ans Mittelmeer, wo uns ein schulbuchmäßig gegarter Wolfsbarsch – blütenweiß, krosse Haut, blättrig-glasig, gewürzt mit einer dünnen Scheibe Chorizo – erwartete, dem Cannellini-Bohnen sowie Juliennes von grünen Bohnen, sowie ein duftig-aromatischer Chorizo-Schaum und ein kleiner grüner Bohnensud einen so elegant-diskreten wie würzigen Rahmen lieferten.
Klassisch-französische Handwerkskunst dann im ersten Fleischgang des Menüs, der rosig-saftiges Kalbsfilet von schönem Eigengeschmack mit einer aromatischen Gänseleber-Tranche in einer fluffigen Farce im Spitzkohlblatt präsentierte, begleitet von einem Tupfen japanisch-inspirierter Auberginen-Miso-Creme sowie einer kleinen knusprigen Tartelette, gefüllt mit etwas schlotzigem Kalbskopfragout und kleinen Pfifferlingen. Dazu eine so zarte wie intensive Kalbsjus mit Senfkörnern, die dem in seinen einzelnen Aspekten vornehm-zurückhaltenden, in der Gesamtheit jedoch enorm ausdrucksstarken Teller Kraft und Spannung verlieh. Ein großes Gericht!
Gleiches attestieren wir ohne Zögern auch dem Hauptgang unseres aktuellen Tests, der uns der Papierform nach stark an Christian Bau erinnerte („Wagyu | Kartoffel | Zwiebel | Lauch“), der jedoch in seiner Konstruktion bei aller Zurückhaltung mit schöner Eigenständigkeit und Ausdruckskraft bestach: Im Zentrum ein dicker Riegel von der punktgenau gegarten Short-Rib, darauf eine hauchdünne Scheibe vom sekundenkurz angewärmten Entrecôte, gefüllt mit einem seidigen Röstzwiebeln-Kartoffelpüree. Dazu einige Tropfen einer konzentrierten, hochintensiven Rinderjus, gehoben durch die feine Säure einer röstigen Zwiebel-Vinaigrette: Schmelz, Harmonie, Kraft und Eleganz aufs Köstlichste miteinander vereint.
Einen Tick weniger überzeugend zum Abschluss – nach dem obligaten, perfekt gereiften und in angemessen reduzierter Klarheit präsentierten Käse von Maître Affineur Antony – dann das Dessert aus dem vegetarischen Menü, bei dem ein leichter Kirschmousse-Riegel, ummantelt von weißer Schokolade und gepufftem Reis, für unseren Geschmack etwas arg schlicht daherkam, was jedoch eine süffig-kraftvolle Melange von Sherry-Kirschen, Pistazien- und Schokoladencreme sowie Kirschsorbet und Kirschwasserschaum im Glas daneben locker wieder wettmachte. Zumal Europa-Park-Chefsommelier Vincenzo De Biase so charme- wie kenntnisreich dazu einen 1982er Rivesaltes Ambré servierte – passgenau, wie die komplette Weinbegleitung vom badischen Chardonnay über leicht gereiften Xinomavro bis zu Nebiolo von Paolo Conterno.
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