Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Di-Sa ab 17.30 Uhr, So u. Mo Ruhetag |
Hauptgerichte: 16-59 €, Menüs: 69-129 € |
Mit Fischrestaurants ist es in Hamburg so eine Sache. Während auf den Karten der einschlägigen Spitzenadressen der Stadt Steinbutt und Austern, Hummer und Seezunge selbstverständlich gesetzt sind, mangelt es in der Breite ausgerechnet in Deutschlands maritimer Kapitale an ambitionierten Restaurants mit einer entsprechenden Spezialisierung. Nur wenige Meter neben dem Fischereihafen Restaurant – seit Jahrzehnten eine der spärlich gesäten Ausnahmen – haben sich auch Sylviane und Enzo Caressa vorgenommen, dem Mangel abzuhelfen.
Die Voraussetzungen passen: Vor der Terrasse direkt an der Elb-Kaimauer schieben die großen Dampfer vorbei und am Herd steht seit Jahresbeginn mit Max Bleines ein ambitionierter junger Chef. Erwartungsfroh erschienen wir zum Antrittsbesuch unter der neuen Küchenleitung – und wurden zunächst von mancher bemerkenswerten Lässigkeit eines Teils des Serviceteams irritiert. Allerdings machten andere Mitarbeiter das durch besondere Freundlichkeit und Aufmerksamkeit wieder wett.
Etwas heterogen präsentierte sich auch die Küche, die von Garnelen-Tempura mit Yuzu-Mayonnaise und Kimchi über Gnocchi mit Pfifferlingen bis zu Bouillabaisse und Secreto vom Iberico eine hohe Bandbreite präsentiert und viele Geschmäcker abzudecken versucht. Keine fünf Minuten nach der Bestellung stand bereits die Vorspeise auf dem Tisch – und überzeugte restlos: Akkurat geschnittene Würfel vom Schwertfisch in einem duftig-zarten, feinsäuerlichen und elegant angeschärften Buttermilch-Sud mit einigen Punkten Chipotle-Creme, mikroskopischen (und daher angenehm dezenten) Fragmenten von roten Zwiebeln und präzise eingesetztem Koriander. Sehr gut!
Fast noch stärker dann drei Tranchen von der kurz abgeflämmten Makrele von exzellenter Qualität, deren schmelzig-zarte und zugleich fest strukturierte Eleganz durch einen Sud von grünen Tomaten und Jalapeño, eine Creme von Kokos und Yuzu auf Kefir-Basis sowie Datterino-Tomaten perfekt eingefasst wurde. Auch hier rahmten in größter Leichtigkeit animierende Schärfe und feine Säure ein ausgezeichnetes Produkt höchst animierend ein, steuerten hauchdünne getrocknete Bananenchips einen raffinierten Akzent in der – ansonsten angenehm unsüßen – Komposition bei.
Deutlich weniger überzeugend dann der Hauptgang, der als „Mixed Seafood“ eigentlich ein Aushängeschild des selbsterklärten „besten Fischrestaurants am Fischmarkt“ sein sollte. Er versammelte arg kross ausgebackene Calamaretti-Ringe, deren zartes Fleisch unter einer dicken Kruste kaum kenntlich wurde, mit kurz und scharf angegrilltem Thunfisch, faserig-übergartem Pulpo, einer perfekt gebratenen, knackigen Garnele von schönem Eigengeschmack, zwei unauffälligen Jakobsmuscheln und einer übermäßig mehlierten, ebenfalls zu heiß gegarten Kabeljau-Tranche. Dazu eine arg luftige Miso-Hollandaise, à part gerösteter Teriyaki-Spitzkohl und ein stolzer Preis von insgesamt 65 Euro, der aufgrund des Wareneinsatzes natürlich nicht unangemessen erscheint, aber dennoch hohe Erwartungen weckt.
Auch wenn das alles in allem natürlich trotzdem nicht schlecht schmeckte, wäre hier deutlich mehr Sorgfalt bei der Produktauswahl und -behandlung sehr wünschenswert gewesen. Zumal die Küche anschließenden beim Dessert – fluffiger Baba au Rhum, Aprikosen in Spalten und als Gel, Mandelcreme und Honigeis – erneut demonstrierte, wozu sie prinzipiell fähig ist. Zusammengefasst: Werden die Schwankungen ausgebügelt ist hier deutlich mehr drin als die aktuell wohlverdienten 5 Pfannen mit Bonuspfeil.
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