Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Di ab 17.30 Uhr, Mi-Sa von 11.30-15 Uhr u. ab 17.30 Uhr, So u. Mo Ruhetag |
Hauptgerichte: 21-38 €, Menüs: 99-145 € |
Schon am Namen der GmbH merkt man, dass hier junge Kreative am Werk sind. „What the Food“ betreibt mit einem Oldtimer-Foodtruck auch Eventcatering und ist im Aufbau einer kleinen Manufaktur mit derzeit Saucen. Das wichtigste Projekt von Geschäftsführer Patrick Schubert und seiner Partnerin Anne Henrichs aber ist das neue Alte Rathaus. Die beiden Gastronomen, die sich einst in Brenners Parkhotel kennengelernt hatten, bekamen von der Stadt den Zuschlag für die Pacht des denkmalgeschützten Baus in der Fußgängerzone von Winnenden und haben fünf Monate lang renoviert.
Hinter den großen Rundbogensprossenfenstern des Fachwerkhauses haben sie eine moderne Gemütlichkeit mit Holzdielen, schwarzen Tischen und Sitzpolstern in smaragdgrünem Samt geschaffen. Ähnlich zeitgemäß interpretiert Schubert seine gehobene Küche mit einem Augenzwinkern. Zum Restaurantstart bot die Karte mit „Happy Gans“ ungestopfte Leber als Spaghettieis, und das „Schmacko“-Dessert wurde mit süßen Spätzle serviert.
Dass aber gute Ideen in der Praxis auch an ihre Grenzen stoßen können, zeigte das „Kohl“-Gericht: ein hochgetürmter Berg aus Blumenkohl, Wildem Brokkoli und geschmortem Chicorée, an dem eine geräucherte Hollandaise herunterfloss und unter dem gebratene Kartoffelknödelquader steckten. Die erwiesen sich als etwas zäh sowie das ganze Gericht von Gabel zu Gabel weniger Spaß machte, weil in den erdigen, rauchigen und süßen Tönen dann auf Dauer vielleicht doch etwas Frische, Säure oder Kantiges fehlte.
All das gab es aber im „Fisch“-Gericht, in dem besonders eine Art Relish aus Senfkörnern und Kapern eine belebende Wirkung hatte. Auch stark angebratene Kohlrabistifte gaben knackigen Schub dazu, sowie sehr fein geschnittene Perlzwiebelstreifen. Das Schellfischfilet war einerseits wunderbar glasig gegart, andererseits durch kräftiges Anflämmen mit einer schönen Röstspur versehen, was gut mit der dazu angegossenen Beurre noisette harmonierte. Und dann gab es à part ja auch noch ein Kartoffelpüree mit Kohlrabieinlage, überbackenem Wilden Brokkoli und frittierter Petersilie, die sich auch etwas auf den Hauptteller hervorwagte. Schon zuvor überzeugte die „Zeit“-Vorspeise“ mit einem aufgefächerten Hokkaido-Carpaccio über Ziegenfrischkäse in einer kernöligen Brunoise aus Butternut und Hokkaido zu einem Kürbiskerneis und -chip.
Höhepunkte der Kreativität bietet das Degustationsmenü in vier bis acht Gängen, das bei unserem ersten Besuch allerdings hätte angemeldet werden müssen. Im zweiten Anlauf hatte sich die Vorbestellung zwar erübrigt, vorerst bleibt es aber bei der Planung, dass es nur tischweise zu haben ist. Eigentlich schade, denn allein schon die „Häppchen“ vorneweg zeigten, wie hoch das Niveau bei dementsprechender Nachfrage sein kann. Spätzleteig in Mangold als Tempura, frittiert mit Misomayonnaise und Bärlauchöl, ein Cornetto mit Lachstatar und Erbsenspargel, Nashibirne und ein etwas überdimensionierter Lolly mit gebratener Rinderscheibe und Paprika-Chili-Sauce waren ein spannender Einstieg, gefolgt von einem „Borschtsch 2.0“ aus Gelber Bete mit zuoberst Meerrettichschaum und zuunterst Mi-Cuit-Lachs.
Die Vier-Gänge-Version startete dann mit einem würzigen, nicht handgeschnittenen Tatar vom Milchkalb in einer Tasche aus „verbranntem Wirsing“ mit wirklich starkem Röstaroma. Wesentlich milder war der Wirsing zu einer Cremekugel à part verarbeitet. Die kreative Herangehensweise der Küche zeigte sich insbesondere auch bei der handgetauchten Jakobsmuschel, die in deren Schale von weißem Spargel in einer Sauce Maltaise bedeckt war und obenauf noch ein erstaunlich mildes und geschmeidiges Rhabarber-Pacha-Mama-Sorbet zu bieten hatte. Dazu gab es noch den Rogensack der Muschel in drei Yakitori-Stücken am Spieß.
Im Hauptgericht war ein quer über dem Teller liegendes Wagyu-Striploin an sich puristisch mit Chimichurri-Sauce, gerösteten Knoblauchsplittern und Salz zum individuellen Nachdosieren inszeniert, obwohl Patrick Schubert bei Würze und Schärfe eigentlich gerne mal an die Grenze geht. Komplettiert aber wurde das Gericht mit einer Gyoza von geschmortem Rind und erneut einem Schälchen Spargel, diesmal grün-weiß mit Edamame und einer klassischen Hollandaise. Zum Abschluss mit einem wuchtigen „French Toast de luxe“, knusprig karamelliert und mit Karamellcremefüllung, hätten wir uns zum Vanilleeis auch noch etwas Fruchtsäure vorstellen können.
Insgesamt macht das Menü wirklich Spaß, und wir sind gespannt, inwieweit es sich bei der weiteren Entwicklung des Alten Rathauses gegen ein À-la-carte-Publikum durchsetzen kann. Schlussendlich müsste aber analog dazu eine darauf abgestimmte Getränkebegleitung etabliert werden, denn vorerst ist die Weinkarte noch recht überschaubar, wenngleich sie ein paar regionale und internationale Besonderheiten zu bieten hat. So oder so: Nicht nur Winnenden kann sich über dieses Konzept freuen, in dem noch mehr Potenzial steckt.
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