Perrier_Superbanner

???

Fotos: Adriatic Seven

Adriatic Seven

Karlsruher Str. 82
69117 Heidelberg
0176-70261795

aktualisiert: 06 / 2024
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Mi-Sa ab 18 Uhr, So-Di Ruhetag
Hauptgerichte: 18-32 €,
Menüs: 67-155 €

Eine erste Überraschung ist bereits, was sich da hinter der recht unscheinbaren Fassade in einer ebenso unscheinbaren Straße im Süden von Heidelberg für ein stilvolles und individuelles Restaurant verbirgt. Und überraschend ist dann auch das sehr persönliche und individuelle Konzept von Chef Drazen Postek, der seine Gäste gleich bei der sympathischen Begrüßung dazu ermuntert, sich hier ganz wie zuhause zu fühlen, während des Abends frei im Gastraum zu bewegen und sogar gerne mal in der Küche vorbeizuschauen.

Der Küchenchef und seine Mitstreiter am Herd wuppen das Adriatic Seven ohnehin in Personalunion, eigene Servicemitarbeiter gibt es nicht und man vermisst sie auch nicht. Denn erstens ist Postek nicht bloß ein sehr guter Koch, sondern auch ein engagierter Gastgeber und zweitens ist das kleine Team so gut organisiert, dass auch bei vollem Lokal nichts ins Stocken gerät, wenngleich die zeitliche Abfolge schon recht gemächlich vonstatten geht.

Die Küche gibt sich innerhalb des sogenannten „Chefs Table Menüs“ grundsätzlich sehr weltoffen, was im Präludium durch die kleine Weltreise in vier Akten nach Europa (Gazpacho fest und flüssig), Asien (Dim Sum von Shiitake), Afrika (gebackenes Couscousbällchen mit Minzjoghurt und Salzzitrone) und Südamerika (Mini-Taco) unterstrichen wurde.

Schon hier wird deutlich, wie viel Wert der Chef auch auf die aufwändige Präsentation seiner Gerichte legt und wie verspielt und elaboriert diese bisweilen angerichtet sind. Das gibt dem Gast unheimlich viel fürs Auge, birgt aber durchaus auch Tücken, weil die originelle Umsetzung manchmal aus unterschiedlichen Gründen ein klein wenig zu Lasten des guten Geschmacks gehen kann. Hier und da wäre bei unserem jüngsten Besuch jedenfalls weniger mehr gewesen – eine Feststellung, die aber die alles in allem wieder sehr gute Küchenleistung keinesfalls schmälern soll.

Der nicht mehr länderspezifische erste richtige Gang des Menüs war ein sehr leichter, frischer, sommerlicher: marinierte gelbe und grüne Zucchinistreifen, abwechselnd zu einem zweifarbigen Ring gelegt, von Safran- und Spinatcreme sowie eingelegter Senfsaat umkränzt und in der Ringmitte mit einem von Brennnesselöl marmorierten Buttermilchsud mit duftigem Aroma von Zitronenverbene aufgegossen. Eine fast schon vibrierend ätherische und sehr schlanke Vorspeise.

Vorwiegend mediterran wurde es dann trotz einiger abweichender Zutaten bei dem mit einer Art Salpicon von sich selbst und Gemüse gefüllten Calmar auf einer zurückhaltend elegant mit Ingwer und Zitronengras abgeschmeckten Tomatensauce. Aioli-Tupfen, eine Sepia-Hippe und Algenstaub auf der Tintenfischtube und Creme von fermentiertem Knoblauch, Mangold und gebratene Calamaretti drumherum. Trotz der in diesem Kontext irgendwie unpassenden Bucheckernkresse, die zwar nicht in der Karte annonciert wurde, aber den intensivsten Part auf dem Teller gab, war das eines der überzeugendsten, weil ausgereiftesten Gerichte des Menüs.

Eine prinzipiell gute Idee, aber irgendwie etwas zu verkopft und verspielt arrangiert, kam der Gang „Kartoffeln, Austern, Kaviar“ daher, bei dem allein durch die nur laue Temperatur aller Komponenten, die auch mehr nebeneinander standen als miteinander zu agieren, viel Potenzial verschenkt wurde: eine gebackene Auster mit Zwiebelgel, ein mit Schnittlauchöl marmoriertes, rahmig gebundenes Austernwasser-Süppchen und eine als grauer Stein verkleidete Kartoffel mit sehr salzigem Heringskaviar getoppt auf einem filigranen Hippengitter mit Eigelbcreme und Tupfen von Crème fraîche.

Nicht minder aufwendig und elaboriert, aber wieder deutlich besser umgesetzt, folgte der Hauptgang rund um nach schonender, qualitätssteigernder Ike-Jime-Methode geschlachteter Lachsforelle und verschiedenen Spielarten von Blumenkohl. Der Fisch als ausschließlich auf der Hautseite angebratene Tranche und als Tatar repräsentierte adäquat ein sehr gutes Produkt und der Blumenkohl, der unter anderem als Espuma, Eis, Crumbles, Röschen und Salat von den Blättern sehr facettenreich von röstwürzig intensiv und dunkel bis hell und mild durchdekliniert war, überzeugte in jeder Zubereitung. Abgesehen vom überflüssigerweise neben sehr gutem, knackig-mildem Forellenkaviar auch hier wieder bemühten übersalzigen Heringskaviar war das der beste Gang des Abends.

Wobei die im Vergleich zu den meisten anderen Tellern sehr puristisch umgesetzten Desserts – zweierlei Schokoladenmousse mit Crumbles in einem Passionsfruchtsüppchen und eine Kombination von Joghurt (als schmelziges Eis und luftige Mousse) mit Erdbeere und dunklen Waldbeeren – auch sehr ansprechend und wohlschmeckend ausfielen. Und so bleibt es trotz einiger leichter Ausschläge nach unten auch in diesem Jahr bei knappen 7 Pfannen, verbunden mit der Aufmunterung, hier und da ruhig mal einen Gang zurückzuschalten und noch etwas puristischer zu werden.

Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.



Das GUSTO-Lexikon der Köche

Hier finden Sie einen Großteil der Küchenchefs, deren Restaurants im GUSTO-Führer empfohlen werden. Das Lexikon wird ständig ergänzt.

Das GUSTO-Ranking der besten Restaurants

Hier finden Sie eine tagesaktuelle Übersicht aller im GUSTO-Führer empfohlenen Restaurants - sortiert nach ihrer derzeitigen Bewertung.