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Tomatissimo

Am Tie 15
33619 Bielefeld
0521-163333

Mi-Sa ab 18 Uhr, So von 12-14 Uhr u. ab 18 Uhr, Mo u. Di Ruhetag

Hauptgerichte: 22-56 €, Menüs: 75-98 €

Die Fahrt aus Bielefeld raus aufs Land, um dort die substanzstarke italophile Küche des Tomatissimo zu erleben, lohnt sich immer wieder. Bereits seit vielen Jahren ist das Team um den ursprünglich aus Bayern stammenden Patron und Küchenchef Bernhard Grubmüller eine verlässliche Größe, wenn anspruchsvolle, aber schnörkellos zubereitete mediterrane Kochkunst in ungezwungener Atmosphäre gefragt ist. Dabei beschränkt sich das Angebot – anders als es der Name des Restaurants vermuten ließe – gar nicht unbedingt auf italienische Küche, sondern zeigt darüber hinaus den sehr erfahrenen und gut vernetzten Blick des Chefs auf die Gastronomiewelt. Und so gibt es hier neben vielen italienisch geprägten Gerichten immer auch Schwenker in andere Länderküchen oder Inspiration aus traditionell deutschen Gerichten.

Aber so oder so kann man nicht nur sicher sein, dass alles profund und aromenstark zubereitet ist, sondern sich auch stets auf die eine oder andere originelle Idee freuen. So wie zuletzt gleich zum Einstieg bei einem ebenso schlanken wie intensiven Spargelsüppchen, das durch geräuchertes Eiweiß und Petersilienöl mit ganz einfachen Mitteln solche spannenden Akzente mitbekam. Nicht ganz so gut funktionierte das bei den folgenden Jakobsmuscheln mit leicht artifiziell wirkendem Trüffelkaviar, einem runden, tiefen Sud sowie einigen, die jodig maritime Seite des Gerichts betonenden Oysterleafs – und zwar vor allem deshalb, weil deutlich zu viel Salz auf den Jakobsmuscheln die ansonsten harmonisch-dichte Kombination eher anstrengend wirken ließ.

Umso überzeugender präsentierte das Team dafür den folgenden Skrei, der mit zart aufblätterndem Fleisch und pfeffriger Würze neben heller Blumenkohlcreme, röstigen Blumenkohl-Crumbles und einer verführerisch zwischen Röstwürze, dichtem Geschmack und feiner Säure balancierten Krustentiersauce angerichtet wurde. Zusammen mit dem intensiven, fast an braune Butter erinnernden Krustentierschaum – ganz weit weg von lieblich-rosaroten Versionen – und einem mit zartem Biss gegarten Raviolo mit üppiger Taschenkrebsfüllung, ergab das einen wunderbar komplexen maritimen Eindruck.

Wieder etwas rustikaler, aber auf die charmante Art, gab es im Hauptgang ein saftstrotzend und aromatisch am Knochen gebratenes Lammkarree mit Rosmarin. Dieses wurde von einem weiß-grünen Bohnenragout mit mildem Speck sowie in Rote-Bete-Saft gegarter Birne von einer überraschend harmonischen deutsch-italienischen Fusion begleitet, die den kraftvollen Auftritt gut balanciert abrundete. Nur die etwas überreichlich angegossene Lammsauce vergröberte den Gesamteindruck minimal.

Den Abschluss schaffte sehr ansprechend ein cremiges Rhabarbereis, das gemeinsam mit tiefrot gegarten Rhabarberstücken, einer üppigen weißen Schokoladencreme und einer etwas leichteren Mascarponecreme gegenübergestellt wurde. Der eigentliche Clou waren hier aber ein malzig-dunkle Roggencrumbles und das entscheidend bittere Frische einbringende Weizengras-Granité. Insbesondere in der Alles-mit-Allem-Variante probiert, ergab das in seiner kompakt angerichteten Form ein perfekt austariertes Finale. Und einen der stärksten Momente des letzten Besuchs.

Unter dem Strich zeigte dieser damit einmal mehr, dass auf Bernhard Grubmüller und das Tomatissimo auch weiterhin (und hoffentlich noch lang) Verlass ist. Ins positive Fazit eingeschlossen ist die attraktive, kunterbunt aus der Weinwelt selektierte Weinkarte, in der sich immer spannende Entdeckungen finden, die sich übrigens zum halben Restaurantpreis auch mit nach Hause nehmen lassen.