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Fotos: Ratsstube

Ratsstube

Rathausplatz 1
09212 Limbach-Oberfrohna
03722-92480

aktualisiert: 10 / 2023
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Mi-Sa ab 18 Uhr, So-Di Ruhetag
Menüs: 75-120 €

Im letzten Jahr war die Ratsstube in Limbach-Oberfrohna für uns eine der überraschendsten Entdeckungen der Saison in Ostdeutschland. Zum einen, weil das Chemnitzer Umland nicht unbedingt als Gourmetregion bekannt ist und zum anderen, weil auch der Standort in einem ehemals gediegen-bürgerlichen Lokal nicht unbedingt ambitionierte Küche nahelegt. Aber sowohl das geschmackvoll schlicht modernisierte Ambiente mit großformatiger moderner Kunst, flackerndem Feuer und stilvoller Holzdeko als auch die Küche selbst bieten tatsächlich genau das. Und das Beste ist: das Konzept wird offenbar gut angenommen! Denn auch beim letzten Besuch hatte sich an der Gestaltung der Karte mit ausschließlich zwei Menüs in maximal acht Gängen (oder als verkürzte Schnupper-Varianten in vier Gängen) nichts geändert und auch das gebotene Niveau konnte sich – so viel bereits vorab verraten – absolut sehen und schmecken lassen.

Nach wie vor arbeitet Chefkoch Ronny Pester, dessen Frau Antje charmant den Service leitet, mit einem beachtlichen Aufwand und vielen akkuraten Details, schafft es aber in den allermeisten Fällen dennoch, schlüssige und eingängige Teller zu kreieren, die trotz der gebotenen Vielfalt auch weniger erfahrene Genießer sicher nicht überfordern. Und um den Einstieg besonders leicht zu machen, stimmte auch diesmal mit hervorragenden wachsig-geschmacksstarken Kartoffeln nebst einem mit Kräuteröl akzentuierten Quarkdip und Leinöl ein sächsischer Klassiker in verfeinerter Form auf das Folgende ein. Von diesem bereits als Evergreen gesetzten Amuse mal abgesehen, kocht Ronny Pester allerdings eher weltoffen modern als regionalbezogen und arbeitet ganz unterschiedliche Einflüsse in seine Gerichte ein.

So hatte die vegetarische Vorspeise aus verschiedenen intensiv ätherischen Kohlrabi-Zubereitungen (mal zart gegart, mal knackig frisch…) mit würzigem Staub aus getrocknetem Liebstöckel, auflockernden Kressespitzen, einem feinsäuerlichen Buttermilchsud und Granny Smith für weitere differenzierte Säurespitzen einen eher nordischen Touch, der von den filigranen nussigen Knusperchips als Kontrast noch weiter verstärkt wurde. Dagegen lieferten die zarten klararomatischen Scheiben vom Hamachi mit einem Teil der bereits bekannten Kohlrabi-Komponenten zwar ebenso viel Frische, gingen in der Begleitung von Kaffirlimette, gelbfruchtigem Mangogel und zarter Kokoscreme aber eher in eine exotische, fernöstliche Richtung – was in diesem Fall aber nicht weniger schlüssig und elegant wirkte.

Noch deutlicher nach Fernost bewegte sich die Aromenwelt dann bei den zart gegart und als getrocknete Chips ins Zentrum des nächsten Tellers gestellten Karotten, die in einem intensiven süß-sauer-scharfen Sud aus Papaya und Limette gesetzt und von Wasabicreme und Reiscrunch schneidig kontrastiert wurden. Dabei wirkte der Sud beinahe ein wenig zu plakativ, zumindest prägte er das Gesamtbild stärker als die Karotten selbst. Aber abgesehen davon funktionierte auch diese Idee ganz prima. Genau wie die ähnlich kompakt angerichteten Jakobsmuscheln in handgetauchter Premiumqualität aus Norwegen, die völlig zurecht beinahe roh und nur ganz leicht temperiert mit grünem Lauchpüree, einem üppigen Topping aus Imperial Kaviar und einer aufgeschäumten Beurre Blanc mit straffer Säure präsentiert wurden. Das war im Vergleich zu den bisherigen Gängen zwar ultraklassisch, aber dank des hervorragenden Hauptprodukts ebenfalls sehr erfreulich.

Erfreulich ist im Übrigen auch, dass die Gerichte des vegetarischen Menüs keine bloße Pflichtaufgabe sind, sondern ohne Abstriche mit den omnivoren Tellern mithalten können. Das belegte zuletzt unter anderem auch die Kombination von festen kleinen Pfifferlingen und Heidelbeeren, die unter einem wachsig-cremigen Eigelb gemeinsam mit knackigen grünen Bohnen und weißer Bohnencreme in einem waldwürzig dichten Pilzsud angerichtet wurden. Oder auch der vegetarische Hauptgang, in dem zart geröstete Mini-Artischocken neben eine fluffig zarte, in Panko gebackene Interpretation von „Ricotta-Gnocchi“ gestellt, fein mit Parmesan (in den Gnocchi und als heller Saucenschaum) gewürzt und durch dunkle Oliven ergänzt wurden – was nebenher auch zeigte, dass die Küche mediterran genauso gut kann, wie nordisch oder exotisch…

Auf der anderen Seite der Karte gab es mit einem zart aufblätternden Rochenflügel ein eher rares Produkt in erneut sehr guter Qualität, angerichtet in einem kontraststarken Umfeld aus Chorizo-Crumbles, ätherisch würzigem Fenchel, fruchtig säuerlicher Aprikose und einem leichten Bouillabaissesud, an den dezent eine blumig-spicy Currynote anschloss. Und im Hauptgang machte ein erfreulich charakterstarkes Filet vom Tiroler Milchkalb neben einer auflockernden „Straße“ aus Pfifferlingen, Bohnen und Basilikum ebenfalls eine gute Figur – ergänzt von einigen Heidelbeeren und einer kraftvollen tiefen Kalbsjus.

Dass Ronny Pester ein sicheres Gespür für Aromen und Proportionen hat, zeigte sich dann auch bei den Desserts, die sowohl mit der Kombination aus Erdbeere als Sorbet, Scheiben und intensiver Sud mit kleinen Kugeln aus Ziegenmilchcreme, Kondensmilch und Pistaziencrumbles, als auch beim Himbeersorbet mit Rhabarber, Himbeere und Basilikum als duftiger Sud und kleine Blattspitzen auf abwechslungsreich frische Art locker mit allen anderen Gerichten mithalten konnten.

Mithalten kann auch die nicht überbordende, aber gut sortierte Weinauswahl zu ebenso fairen Preisen wie bei den Speisen. Und Antje Pester sorgt im Service dafür, dass es zu keiner Zeit an irgendetwas fehlt und sich jeder Gast in der Ratsstube sehr schnell sehr wohl fühlt.

Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.



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