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Fotos: La Société

La Société

Kyffhäuserstr. 53
50674 Köln
0221-232464

aktualisiert: 03 / 2024
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Do-Mo ab 18.30 Uhr, Di u. Mi Ruhetag
Menüs: 149-209 €

Das kuschelig kleine Gourmetrestaurant in Kölns quirligem Studentenviertel Kwartier Latäng ist schon seit Jahrzehnten eine Nummer in der Domstadt, doch seit es vor wenigen Jahren ein deutliches Facelifting und mit Leon Hofmockel einen neuen Küchenchef bekommen hat, gehört es zu den besten Fine-Dining-Adressen in ganz NRW. Die ehemalige langjährige rechte Hand von Sven Elverfeld hat nicht nur das Zeug dazu, auf sehr hohem Niveau zu kochen, er hat hier in seinen Arbeitgebern, die auch das Restaurant Gut Lärchenhof und das Ito betreiben, hochambitionierte Gastronomen hinter sich, die das Können des gebürtigen Augsburgers schätzen und fördern. So ist es ihm möglich, hier mit seinem engagierten Team richtig Gas zu geben und eine starke Performance abzuliefern.

Um das hohe Level dauerhaft halten und trotzdem wirtschaftlich arbeiten zu können, konzentrieren sie sich auf ein festes Menü ohne große Variationsmöglichkeiten, liefern aber im Rahmen dessen richtig ab. Der Stil ist klar der modernen französischen Klassik zuzuordnen, ist was die Produkte und Aromen angeht sehr weltoffen und was die Umsetzung angeht, sehr markant, ausdrucksstark und fein gezeichnet. Alle Kompositionen zeugen von leichter Hand und hoher Präzision, verfügen allesamt über enorm viel Tiefenschärfe und kitzeln den Gaumen auch dann in hohem Maße, wenn man es gar nicht unbedingt erwartet.

So zuletzt schon beim sehr fein und nuanciert abgeschmeckten Tatar vom Eifler Rind als filigran knusprig verpackter Fingerfood-Happen und einer nicht minder delikaten, überraschend vielschichtigen und in Sachen Säure scharf zugespitzten Liaison von Topinambur, Sonnenblumenkernen und Brunnenkresse, die unmissverständlich das hohe Niveau der Küche anklingen ließen. Genau wie die als Amuse bouche servierte elaborierte Kleinigkeit aus cremigem Rauchaaltatar mit einer Nocke Röstzwiebel-Relish, umgeben von kleinen Kohlrabi-Zylindern, die mit grünem Apfelsorbet und geröstetem Piemonteser Haselnusskern gefüllt waren. Platziert auf einer milden Meerrettichcreme, die wiederum mit kräuterfrischem Öl und Korianderkresse einen weiteren Akzent verliehen bekamen, stellte das einen starken Auftakt dar.

Marinierte, klar und mild schmeckende Tranchen von der Gelbschwanzmakrele, die mit Stücken von der „Irish Mor“ Auster, Rosenkohlsalat und Fingerlimes bestückt waren, schwammen im nächsten Akt auf einer wieder sehr markant mit Shiso und Jalapeño aromatisierten grünen Vinaigrette. Hier machte sich dann auch schon das Getränk aus der alkoholfreien Begleitung richtig gut und ergänzte die Komposition gewinnbringend: auf Basis von Kohlrabi mit Dillöl, sehr leicht und frisch und trotzdem sehr markant nach Kohlrabi schmeckend, dockte das nämlich kongenial an den Aromen der Vinaigrette an.

Die mit knackigem Saiblingskaviar und knusprigem Kataifistroh bestückte soft temperierte Wipperfürther Lachsforelle beeindruckte schon allein als Produkt, profitierte aber auch von dem kontrastreichen Spiel der Gegensätze, den die herbe zitrische Frische einer auf Basis von Staudensellerie, grünem Apfel und Kaffirlimettenöl hergestellten Vinaigrette und eine vollmundig rahmige Beurre blanc erzeugten. À part ergänzte den Teller als Fingerfood-Snack noch etwas Tatar mit Forellenchip, ein sehr produktpuristischer Happen, der unaufgeregt und trotzdem mit Nachdruck die Komposition vervollständigte.

Etwas gemächlicher ging es bei den butterzart in Nussbutter confierten Calamaretti zu, die auf schmelzigen Kartoffelscheiben um mit winzigen Speckcroûtons bestreuten, mild geräucherten Kartoffelschaum herum arrangiert waren und von Bittersalatspitzen und -streifen ein wenig aufgelockert wurden. Etwas zu ölig und stumpf wirkte in diesem Kontext allerdings das Schnittlauchöl und so wäre hier nach unserem Gusto noch etwas mehr Frischemoment wünschenswert gewesen, um aus einem „nur“ sehr guten ein herausragendes Gericht zu machen.

Im vegetarischen Zwischengang bekamen wir es mit einem alten Bekannten vom letzten Testbesuch zu tun, der sich mittlerweile schon zu so etwas wie einem Signature Dish aus Leon Hofmockels Küche entwickelt hat: die im Salzteig gegarte Rote Bete, die auf dem Hauptteller als eine Art Tatar-Törtchen zusammen mit weißer Zwiebelcreme, feinen Röstzwiebelringen, Rauchmandel, Shiitake und Buchenpilzen sowie einem mit PX-Essig akzentuierten Pilzschhaum kombiniert waren. Im kleinen Glas à part gab es auch diesmal noch einen Drink aus dem Sud der Roten Bete dazu, der von Fichtensprossenöl einen dezent ätherischen Oberton verliehen bekam, was sich hier ausgesprochen gut machte.

Eingeläutet von einer kleinen, so markant wie möglich aber so zurückhaltend wie nötig mit Szechuanpfeffer aromatisierten Bouillon ihrer selbst, kam wenig später im Hauptgang die Challans-Ente daher. Genauer: die nicht weniger als perfekt, nämlich vollsaftig und eigenaromatisch unter einer hauchdünn ausgebratenen krossen Fett- und Hautschicht auf den Punkt gebrachte Brust des edlen französischen Geflügels, deren längliche Tranche auf der Schnittfläche mit kleinen Spitzkohl-Rouladen und Flower Sprouts bestückt war. Eine dezent mit Ingwer aromatisierte Hollandaise und eine wirklich herausragende, mit Purple Curry angeschärfte Entenjus waren für die facettenreiche süffige Untermalung dieses gekonnt puristisch inszenierten Menühöhepunkts verantwortlich. Da bewegte sich die Küche klar und deutlich auf 9-Pfannen-Niveau.

Gar nicht mal so weit davon entfernt war auch das zugleich elegant feingliedrige und schwelgerisch vollmundige Dessert von Williamsbirne, kandiertem Ingwer, Birnensorbet, Baiser-Makronen und karamellisieren Macadamianüssen sowie einem Macadamianusseis als schmelzig-rahmiger Savarin – was schon von daher bemerkenswert ist, dass Leon Hofmockel zum Zeitpunkt unseres jüngsten Testbesuchs gar keinen eigenen Patissier an seiner Seite hatte und höchstselbst für diesen Nachtisch verantwortlich zeichnete.

Hervorheben wollen wir abschließend nicht nur den Service von Maximilian Altermann und die umfangreiche, mit Expertise zusammengestellte Weinkarte, sondern auch die alkoholfreie Getränkebegleitung. Denn die bietet ebenfalls hohes Niveau und mit Dingen wie hausgemachtem Ingwerbier (zur Lachsforelle), einem straffen Dink aus grünem Apfel und geräuchertem Knollenselleriesaft (zum Hauptgang) oder einem auf Schwarzteebasis mit Bergamotte und Holundersirup (zum Dessert) spannende Alternativen.

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