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Fotos: Kronenschlösschen

Kronenschlösschen

im Hotel Kronenschlösschen
Rheinallee
65347 Eltville (Hattenheim)
06723-640

aktualisiert: 05 / 2023
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Do-Sa ab 18 Uhr, So-Mi Ruhetag
Menüs: 110-148 €

Das gepflegte traditionsreiche Anwesen, dem man seine über 150-jährige Historie in jedem Winkel ansieht, ist nicht umsonst Schauplatz des alljährlichen „Rheingau-Gourmet&Wein-Festivals“. Denn sowohl im eleganten Hotelkomplex, im lauschigen Park, oder eben im Gastraum des Gourmet-Restaurants herrscht eine individuelle nostalgische Atmosphäre, die den passenden Rahmen für Entspannung und Genuss liefert. In letzterem sitzt man bei dezenter Beleuchtung zwischen Brokatvorhängen, Ledermobiliar und mit filigranen Ornamenten verzierten Deckenbögen. Kulinarisch wird dieser Rahmen von Küchenchef Roland Gorgosilich seit 2020 mit einer Interpretation der zeitgenössischen Klassik bespielt, die einerseits auf Edelprodukte und Tradition setzt, mit Frucht-, Säure- und Gewürzspitzen aber auch kreativere und sogar exotische Akzente setzt und damit den Spielraum erweitert.

Letztere wurden dann schon gleich zu Beginn deutlich. Bei gebeizter und dadurch schön fleischig-kompakter Gelbflossenmakrele, die als akkurat rechteckig geschnittene Tranche mit Verschiedenem von der Karotte und säurespitzen Passionsfrucht-Dots den Auftakt bildete. Als weiteres Element brachte ein Tandoori-Sud würzige und leicht schärfende Noten ins Spiel, der dem filigraneren Fischcharakter noch genügend Raum ließ. Ein nicht zu üppiger Start ins große Menü, das uns – so viel vorweg – auch dieses Mal wieder überzeugte.

Auch das Arrangement von Kalb, Topinambur und Wintersalaten machte da keine Ausnahme. Das lag vor allem daran, dass Backe vom Tiroler Milchkalb perfekt schmelzig-zart war und auch die anderen Elemente auf dem Punkt waren. Den erdigen Charakter der Topinambur band Gorgosilich in Form eines schön sämigen Ragouts und als krosser Chip ins Geschehen ein. Den Clou brachten die herben Noten eines Bittersalats und die erdigen Aromen der auf der Microplane fein geraspelten schwarzen Wintertrüffel, zusätzliche Tiefe und Substanz eine exakt reduzierte, stoffig-dichte Jus. In Summe ein herrlich „klassischer“ Teller, der zudem auch handwerklich makellos umgesetzt war.

Etwas weniger eindrücklich wirkte der anschließende Fischgang, bei dem sanft auf Temperatur gebrachter, ätherisch-schmelziger Seesaibling ins Zentrum gerückt wurde. Dessen subtiler Charakter wurde nämlich schon durch ein mit Butterflöckchen getopptes Eigelb plakativ fettig angegangen. Und auch der gleich dreifache Einsatz von Parmaschinken (knusprig gebraten, geraspelte Flocken und als Raviolifüllung) wirkte insgesamt recht poltrig und war zu salzig. Diese Wucht konnte letztlich auch vom mit Korianderöl schön kräuterfrisch akzentuierten Sud nicht wirklich abgefedert werden.

Ein klassisches, harmonisch-rundes Geschmacksbild mit aromatischer Tiefe und samtig weichen Texturen brachte im Hauptgang die Taube mit Spitzmorcheln, Champignons, Topinambur und Trevisiano aufs Porzellan. Vielleicht im Detail etwas zu weich, denn die sous-vide gegarte Taubenbrust ließ in ihrer leicht denaturierten Textur den zarten, knackigen Biss, den man sich von einem perfekt zubereiteten Täubchen wünscht, vermissen. Zumal auch die rösch angebratene, im Kern schmelzig-cremige Scheibe von der Foie gras, die den Vogel begleitete, naturgemäß eine sehr weiche Konsistenz hat und so letztlich nur die kross ausgebackene Praline vom Keulenfleisch der Taube für etwas texturellen Kontrast verantwortlich war. Geschmacklich aber ein großartiges Gericht, das von einer perfekt reduzierten, weil nicht überkonzentrierten und trotzdem dichten Jus mit Glanz und Eleganz getragen wurde.

Mit Süße, Säure, Frucht und Schmelz in perfektem Einklang präsentierte sich das Dessert zeitgemäß und komplex. Das markante Aroma von Rosa Pfeffer in kleinen Baiser-Makronen war sehr behutsam eingesetzt – hätte nach unserem Geschmack zwischen dem seidigen Schmelz der Opalys-Schokoladencreme und der herben Säure von als Ragout, Chip und Gel zubereiteter Flugananas sogar noch etwas deutlichere Nadelstiche setzen können. So wie das rote Shiso-Eis, das mit seinen charakteristischen Bitternoten eine Kante und somit einen interessanten Aspekt in den souverän umgesetzten Geschmacksbogen einbrachte.

Den Weinkeller des Hauses, für dessen Pflege seit Jahren Head-Sommelier Florian Richter verantwortlich ist, zeichnet eine legendäre Jahrgangstiefe aus, die sicher auch anspruchsvollste Gourmets zufrieden stellt. Darunter befinden sich Flaschen, die oftmals nur noch hier zu finden sind. Die fast 100-seitige Weinkarte listet aber auch lohnende preisgünstige Alternativen aus aller Welt, deren Schwerpunkt bei deutschen Weißweinen liegt, die insgesamt fast ein Drittel ausmachen. Den Service erlebten wir wie immer aufmerksam, sympathisch und kompetent.

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