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Fotos: H'manns

H'manns

Am Goldberg 2
67271 Neuleiningen
06359-5341

aktualisiert: 01 / 2024
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Do-Sa ab 18 Uhr, So ab 16 Uhr, Mo-Mi Ruhetag
Hauptgerichte: 22-48 €,
Menüs: 65-125 €

Das hoch über der Rheinebene thronende Neuleiningen mit seinem pittoresken Ortskern samt Burg ist an sich schon ein sehr schöner Platz und wirkt vor allem im Sommer fast mediterran. Und das hübsch am Hang gelegene, sehr gepflegte Anwesen von Familie Hegmann steht dem in nichts nach, macht unmittelbar einen einladenden Eindruck. Drinnen nimmt man in einem geschmackvoll gestalteten kleinen Gastraum mit sauber eingedeckten Tischen Platz, im Sommer natürlich vorzugsweise auf der Terrasse mit toller Aussicht. Und wird hier wie dort von den sympathischen Gastgebern persönlich und zuvorkommend bewirtet.

Während Andreas Hegmann die längst nicht nur bei den heimischen Gewächsen attraktiv bestückte und mit viel Kennerschaft und Leidenschaft zusammenstelle, mittlerweile nahezu 500 Positionen umfassende Weinkarte hegt und pflegt und am Tisch profund berät, zeichnet seine Frau Chris Brigitte mit nicht minder großer Passion für die Küche verantwortlich. Und wie die Weinkarte über die Jahre sukzessive gewachsen ist, so hat sich auch die Küche in der jüngeren Vergangenheit klar erkennbar gesteigert.

Den relevanten Feinheiten wird immer mehr Aufmerksamkeit zuteil. Man sieht und schmeckt auf jedem Teller, dass die Chefin nicht nur sehr genau weiß, worauf es bei guter Küche eigentlich ankommt, sondern auch, dass sie dies immer souveräner umzusetzen im Stande ist. Es waren diesmal wirklich nur Kleinigkeiten wie vielleicht mal etwas zu viel Salz an einer Komponente, über die man hätte diskutieren können. Ansonsten präsentierte sich alles äußerst proper und mit großer Sorgfalt gekocht.

Nach hausgebackener Focaccia mit gesalzener Butter folgte als Küchengruß ein im Grunde ganz schlichtes, aber eben sehr apartes Dreierlei in Gestalt von fein abgeschmecktem Couscous, einer Ziegenfrischkäsepraline auf Zwetschgenragout und einem Duett von säuerlich mariniertem knackigem und mit Curry aromatisiertem cremigem Kürbis. Das war gleich zu Beginn ein deutlicher Hinweis, mit wieviel Fingerspitzengefühl die Chefin selbst bei simpel anmutenden Dingen bei der Sache ist.

So wie bei den zwar grenzwertig intensiv gewürzten, aber darüber hinaus äußerst ansprechenden, beherzt angebratenen Wildgarnelen, die sich den Teller mit einem von Pomelo-Fruchtfleisch erfrischend aufgelockerten und ansonsten herzhaft abgeschmeckten Karottensalat und verschiedenen Salatspitzen teilten. Im Grunde „nur“ ein Salat mit gebratenem Krustentier – aber eben sehr exakt, wohlproportioniert und aufgelockert auf hohem Niveau präsentiert.

Und genau von diesen Eigenschaften profitierte auch das mit wieder recht herzhaft würzig abgeschmeckter Farce vom Maishähnchen gefüllte Dim-Sum-Täschchen in einem Süppchen aus roten Linsen. Letzteres zwar schön cremig und dicht, aber nicht zu opulent für das saftige Teigtäschchen, zumal es im Gegensatz dazu auch eher subtil abgeschmeckt war und eine dezente Säureader intus hatte, so dass insgesamt auch hier ein ausgewogenes Zusammenspiel entstehen konnte.

Ausgesprochen gut gefallen hat uns der Saibling, dessen prononciert, aber nicht zu intensiv gewürztes Filet in optimal festfleischiger und doch so zarter und saftiger Fassung auf seinem Risotto-Bett thronte. Letzteres ebenfalls mustergültig aus sehr gutem länglichen Mittelkornreis (vermutlich Arborio) mit dem perfekten Biss, der sein in der Karte annonciertes Dashi-Aroma von etwas drumherum aufgespritzter Espuma verliehen bekam. Die ebenfalls locker drumherum drapierten Algen dockten zwar aromatisch perfekt am milden Umami des Dashi-Schaums an, waren allerdings grenzwertig salzig. Da hätten einige sehr klein geschnittene Stückchen ausgereicht, um ein voll aufgeladenes und perfekt abgerundetes jodiges Geschmacksbild zu kreieren – allerdings konnte diese kleine Unebenheit den guten Gesamteindruck auch nicht maßgeblich trüben.

So wie auch den Reiz des Hauptgangs kaum schmälerte, dass das perfekt à point gebratene Stück aus der Hirschkeule zumindest auf der einen Seite des Medaillons ein klein wenig zu viel Biss hatte. Vielmehr freute man sich, dass das zwischen ein sehr reizvolles Saucenduett aus perfekter, fast schwebend leichter Sauce Béarnaise mit Schmelz, belebender Säure und ätherischem Estragonaroma sowie einer nicht minder optimal beschaffenen reduzierten Wildjus geparkte Fleisch eben nicht wie so oft mürbes und mattes Wildbret zum Lutschen war, sondern in seiner saftigen Kernigkeit viel Eigengeschmack und Produktcharakter auf den Teller brachte. In Kombination mit einem zarten, fast fluffigen Maiscrêpe, der mit herbem gebratenem Rosenkohl gefüllt war, ein sehr ansprechender Menü-Höhepunkt – ganz und gar bodenständig und gegenständlich, in seiner exakten Umsetzung dann aber doch wieder überraschend raffiniert.

Was sich auch über das Dessert sagen lässt, bei dem ein quasi explodierter, oder vielmehr dekonstruierter Bienenstich von Orangenfilets, insbesondere aber von einem ganz hervorragenden, vollautomatischen Zitronensorbet, adäquate Erfrischung erfuhr. Und dass das Mandelig-Karamellige mit den Zitrusaromen sehr gut korrespondierte, versteht sich ohnehin von selbst.

Ob man das Menü bestellt, oder à la carte wählt: einen sowohl den eigenen Vorlieben entsprechenden und auch noch gut zum Essen passenden Wein zu finden, ist hier gar kein Problem. Denn Andreas Hegmann, der aus gutem Grund kein Freund von vorgefertigten „Weinreisen“ ist, findet im sympathischen Dialog schnell die individuelle Empfehlung.

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