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Fotos: Haus Stemberg Anno 1864

Haus Stemberg Anno 1864

Kuhlendahler Str. 295
42553 Velbert (Neviges)
02053-5649

aktualisiert: 06 / 2023
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Mo-Mi ab 17.30 Uhr, Sa u. So von 12-14 Uhr u. ab 18 Uhr, Do u. Fr Ruhetag
Hauptgerichte: 32-66 €,
Menüs: 96-128 €

Den schmucken Backsteinbau der Familie Stemberg aus dem Jahre 1864 als kulinarische Institution zu beschreiben, ist wohl kaum eine Übertreibung. Weitab von urbanem Treiben liegt das mittlerweile von Sascha Stemberg in der fünften Generation in abgeschieden ländlicher Lage irgendwo im Dreieck Düsseldorf-Essen-Wuppertal geführte Haus – und damit wiederum auch nicht wirklich weit entfernt von den umliegenden Großstädten. Das dürfte ein Grund dafür sein, dass hier in der Regel selbst mittags unter der Woche nur mit Glück kurzfristig ein Tisch zu ergattern ist. Ein anderer, noch gewichtigere Grund liegt aber sicherlich in der hohen Qualität und dem zugänglichen Konzept der „Zwei Küchen von einem Herd“, wie die Stembergs ihre Philosophie selbst überschreiben.

Gemeint ist damit, dass hier eine bodenständige Unkompliziertheit auf hohem Niveau und anspruchsvolle zeitgemäße Küche so selbstverständlich Hand in Hand gehen, wie an nur wenigen anderen Orten. Es steht zwar mittags wie abends ein dezidiertes Gourmetmenü im Programm, daneben aber auch viele verlockende Optionen à la carte, die mal traditioneller und mal forcierter ausfallen, aber immer gleichermaßen mit viel aromatischer Tiefe, bestem Handwerk und prägnanten Aromen begeistern. So ist es ganz selbstverständlich, dass beispielsweise der Vorspeisensalat und das locker-wellige Schnitzel mit Kartoffel-Gurkensalat an dem einen Tisch mit genauso viel Sorgfalt zubereitet sind, wie das fünfgängige Gourmetmenü am benachbarten Tisch…

Und genau diese Sorgfalt zeigte dann beim letzten Besuch auch das kleine einstimmende Wirsingsüppchen mit Apfel und Schnittlauch, mit viel Tiefe, Zug und schneidiger Säure. Daneben machte ein mit Tandoori befeuertes und dennoch erfreulich frisch und reintönig schmeckendes Tatar von Salzwassergarnele viel Lust auf mehr. Und weil die Suppen hier so gut sind, schickte die Küche gleich noch ein Süppchen hinterher, diesmal in mild röstwürziger Schaumigkeit von Hummerkarkassen mit feiner Champagner-Kopfnote.

Im ersten regulären Gang wurde ein mit eingelegtem Staudensellerie und Gurke aufgefrischtes Tatar vom Balfegó-Thunfisch in einem von japanischer Leichtigkeit inspirierten Umfeld aus ätherisch-fruchtigem Kalamansigel, einem gründuftigen Selleriefond und herben Aromenspitzen durch frische Kräuter arrangiert und separat noch von einer ebenfalls knackig-frisch wirkenden (nur noch stärkerer verdichteten) Auster mit Gurke, Kalamansi und Sellerie ergänzt.

In eine ganz andere, eher winterliche Richtung ging es bei der tiefschürfenden, beinahe alkoholisch geschmeidig wirkenden und mit nobler Sojawürze hinterlegten Essenz von Waldpilzen, die einmal mehr zeigte, mit wie viel Geduld und handwerklichem Können hier an allen flüssigen Zubereitungen gefeilt wird. Bereichert wurde das intensive klare Süppchen von konzentrierter dunkler Champignoncreme, eingelegten Buchenpilzen, rohen Champignons, roter Bete,  einem leider schnell aufgeweichten Knäckebrot und Périgordtrüffel – was alles in die erdig-dunkle Richtung spielte, aber eben auf sehr abwechslungsreich gestaltete Art und damit aufgelockert, fast beschwingt.

Feinstes Schwelgen gab es dann beim in Nussbutter zu glasig aufblätternder Perfektion gebratenen Skrei, der auf einer dünnen Spur Topinamburcreme angerichtet war und von gebackenem Kalbsschwanz mit Schmelz und Power ergänzt wurde. Gebrannter Lauch spendete dem feinwürzig-nussigen Gericht noch gewinnbringende Bitternoten und eine Schaumsauce aus Haselnuss und Kaffirlimette schaffte mit viel voluminöser Kraft, aber auch einem spannend ätherischen Kern, den verbindenden Rahmen.

Und apropos Kraft: die gab es in maximaler Form dann auch bei der Shortrib vom Wagyu-Rind, auf dem Holzkohlegrill zu rosazartem, tiefaromatischem Fleisch mit perfekt rustikalem Finish veredelt. Obwohl das nach einer ebenfalls rustikalen Umgebung schreit, war die kraftvolle Rotweinschalotten-Jus dazu beinahe zu viel des Guten und schaffte dem Fleisch gemeinsam mit cremig-knusprig gebackenen Kartoffelkrapfen, feinbitterem, ebenfalls knusprigem Grünkohl und etwas Kerbelwurzelcreme ein von der aromatischen Substanz her fast schon traditionelles Umfeld. Unterm Strich aber doch so feinfühlig umgesetzt, dass es sich der Hauptgang noch klar im Fine-Dining-Bereich bewegte.

Zum Abschluss wurde eine (etwas zu) sahnige Mousse aus weißer Schokolade von einem nussig karamelligen Chip (vermutlich aus gebrannter Schokolade) ergänzt und von der geballten Frische eines grün marmorierten Kefir-Dill-Suds und verschiedene Texturen von Granny-Smith-Apfel aufgebrochen. Auch das à part dazu servierte, mit Dill aromatisierte Eis auf Kefirbasis mit rohem Apfel trug seinen Teil dazu bei, dass ein insgesamt überwiegend frischer „grüner“ Eindruck und somit ein erfreulich belebender Abschluss entstand.

Das seit vielen Jahren mit nur wenig Fluktuation bestehende Serviceteam rund um die ältere Gastgeber-Generation sorgt seit jeher genauso für eine entspannt-heitere Atmosphäre wie dafür, dass es einem an nichts fehlt – auch nicht an guten Weinen im Glas. Der Keller wurde über die Jahre reich gefüllt und sowohl glas- als auch flaschenweise finden sich in der gut strukturierten Weinkarte viele lohnende Optionen zu fairen Preisen. Und auch dieses gastfreundliche Preis-Genuss-Verhältnis ist sicher ein gewichtiger Grund dafür, warum das Haus Stemberg immer ausgebucht ist.

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